Auch ohne besonders ausgeprägtes Taktgefühl ist Ludwig van Beethoven zu einem der größten Musikgenies aller Zeiten geworden. Forscher der Max-Planck-Institute für empirische Ästhetik und für Psycholinguistik haben DNA-Sequenzen untersucht, die für eine 2023 veröffentlichte Studie aus Haarsträhnen des Komponisten gewonnen worden waren.
Daraus berechneten sie einen sogenannten Polygenen Score, einen Indikator für bestimmte genetische Veranlagungen. In diesem Fall wurde die Fähigkeit zur Taktsynchronisation ermittelt, die eng mit Musikalität verbunden ist.
Im Vergleich mit Bevölkerungsstichproben, die vom schwedischen Karolinska-Institut und der amerikanischen Vanderbilt University erhoben wurde, erzielten Beethovens Erbanlagen keine herausragenden Werte. Die Forscher heben aber hervor, dass der Befund nichts über musikalische Kreativität aussage, die zur Schöpfung von Meisterwerken nötig sei.
Musikalität im Durchschnitt zu 42 Prozent vererbt
Die offensichtliche Diskrepanz zwischen dem genetischen Befund und Beethovens Leistungen sei eine „wertvolle Lektion“, meint Simon Fisher, Co-Autor der Studie. „Sie zeigt, dass man skeptisch sein sollte, wenn jemand zum Beispiel behauptet, man könne mit einem Gentest zuverlässig bestimmen, ob ein Kind musikalisch oder auf einem anderen Gebiet besonders begabt sein wird.“
Grundsätzlich hat die DNA aber durchaus Einfluss auf das tonschöpferische Talent. Frühere Studien haben nach Angaben der Max-Planck-Wissenschaftler gezeigt, dass Musikalität im Durchschnitt zu 42 Prozent vererbt wird.
Die Untersuchung von genetischen Einflüssen in großen Stichproben könne wichtige Erkenntnisse darüber liefern, wie und warum sich musikalische Fähigkeiten und musikalisches Verhalten von Mensch zu Mensch unterschieden. Sie könne auch helfen, die Beziehungen zwischen Musikalität und anderen Merkmalen wie psychischer Gesundheit zu verstehen. Zur Vorhersage der Fähigkeiten oder des Verhaltens einer einzelnen Person seien DNA-Daten jedoch nach wie vor nicht genau genug.