Ins Molotow gehen die Hamburger zum Tanzen. Und zum Hören, insbesondere jene, denen der Sinn nach Bands steht, die bald groß sind.
Bild: Jonas Wresch
Hamburgs Musikkultur lebt von den internationalen Gastspielen in der Elbphilharmonie und der Subkultur auf dem Kiez. Nun verliert mit dem Molotow einer der wesentlichen Spielorte seine Heimat. Der Kultursenator will gegensteuern.
Die Hamburger Popmusikkultur ist im wesentlichen eine St.-Pauli-Musikkultur. Die legendären Auftritte von Ray Charles und Little Richard in den sechziger Jahren traten einiges los. Durch das monatelange Engagement der Beatles vor ihrem Durchbruch im Jahr 1960 und eine Rückkehr im darauffolgenden Jahr kann sich die Hansestadt immer auch als Entdecker der einflussreichsten Band der Popgeschichte feiern. „We saw the Beatles first“, liest man auf Hamburger Flyern. Indra, Grünspan, Kaiserkeller, Star Club – immerhin die Hälfte der Musikclubs, in denen die Fab Five (damals noch mit Stuart Sutcliffe) auftraten, sind immer noch oder wieder aktiv.
Auch in den Jahrzehnten danach spielte sich das meiste in St. Pauli ab, der Punk in der Marktstube im Karolinenviertel, der Diskurspop der Hamburger Schule im Schanzenviertel, das Jazz-Revival im Mojo Club. Natürlich gab es auch vorübergehende Szenen wie die Eppendorfer in den siebziger Jahren mit den Protagonisten Udo Lindenberg, Otto Waalkes und Inga Rumpf, von der das treffende Wort vom Kampf gegen die „Kommerzscheiße“ stammt. Techno fand seine Stätten im Hamburger Osten. Seit einigen Jahren treffen sich ambitionierte Künstler auch in der Hafengegend, die durch die Transformation in ein Wohn-, Geschäfts- und Wissensviertel neue Flächen freilässt.