Die Inflationsrate im Euroraum lag im März bei 2,4 Prozent. Das hat das europäische Statistikamt Eurostat in Luxemburg am Mittwoch nach einer ersten Schätzung mitgeteilt. Im Februar hatte die Rate bei 2,6 Prozent gelegen, nach 2,8 Prozent im Januar. Im Herbst 2022 hatten die Inflationsraten zeitweise mehr als 10 Prozent erreicht.
Im März deutlich teurer als vor einem Jahr waren beispielsweise Reisen und Hotelübernachtungen. Das hing auch mit dem frühen Ostertermin zusammen, vor dem oftmals die Preise in der Touristik angehoben werden. Deutlich billiger als vor einem Jahr und auch als vor einem Monat war beispielsweise Gemüse.
Benzin und Diesel waren im März im Schnitt etwas teurer als vor einem Jahr. Insbesondere zuletzt in der Osterreisewelle hatten die Kraftstoffpreise nach Zahlen der Internetplattform Clever-Tanken zugelegt. An den Autobahntankstellen gab es zum Teil wieder Preise von mehr als 2 Euro je Liter für Diesel und Super E10.
Unterschiede je nach Euroland
Je nach Euroland war die Entwicklung der Inflation dabei allerdings etwas unterschiedlich. In Deutschland fiel die Inflationsrate nach der europäischen Berechnungsweise des Harmonisierten Verbraucherpreis-Index (HVPI), der für Vergleiche mit anderen Ländern verwendet wird, von 2,7 Prozent im Februar auf 2,3 Prozent im März. Nach der nationalen Berechnungsweise des Verbraucherpreis-Index (VPI) lag sie nur noch bei 2,2 Prozent. In Frankreich lag die Rate noch bei 2,4 Prozent, in Spanien bei 3,2 Prozent, in Italien bei 1,3 Prozent. In Österreich dagegen verharrte die Inflationsrate bei vergleichsweise hohen 4,2 Prozent.
All diese Inflationsraten sind im Moment aber nichts gegen die Türkei. Die Verbraucherpreise stiegen dort im Jahresvergleich um 68,5 Prozent, wie das nationale Statistikamt am Mittwoch in Ankara mitteilte. Bereits im Februar war die Inflationsrate gestiegen, und zwar auf 67,07 Prozent.
Wie reagiert die EZB nächste Woche?
Damit ist die Inflationsrate im Euroraum insgesamt und in vielen Euroländern nicht mehr weit vom Ziel der Europäischen Zentralbank (EZB) von 2 Prozent entfernt. In manchen Ländern liegt sie sogar schon darunter. Allerdings spielt dabei der Rückgang der Energiepreise eine wichtige Rolle. Er ist zentral dafür, dass die Raten seit dem teuren Herbst 2022 wieder so gesunken sind. Andere Indikatoren für die sogenannte inländische Inflation oder auch die Dienstleistungsinflation liegen zum Teil noch höher.
In der kommenden Woche am Donnerstag will der EZB-Rat, das oberste geldpolitische Gremium der Eurozone, über die weitere Zinsentwicklung entscheiden. Zwischenzeitlich hatte es schon Stimmen aus dem EZB-Rat gegeben, die eine erste Zinssenkung in der Aprilsitzung für möglich gehalten hatten. Erwartet wird aktuell aber, dass die Notenbank zunächst noch abwartet und dann im Juni einen ersten Zinsschritt um 0,25 Prozentpunkte nach unten geht. So kalkulieren zumindest die Ökonomen der Investmentbank Goldman Sachs. EZB-Präsidentin Christine Lagarde hatte zuletzt angedeutet, man müsse vielleicht mit der ersten Zinssenkung warten, bis man mehr Informationen habe; im April habe man mehr, im Juni aber „viel mehr“.
Auch die Falken stellen sich langsam auf Zinssenkung ein
Ein Teil der Mitglieder des EZB-Rates hatte lange davor gewarnt, die Zinsen zu schnell zu senken. Man solle das Ende der Inflation nicht zu früh feiern, meinten die „Falken“, also die Befürworter einer strafferen Geldpolitik, im Gegensatz zu den „Tauben“, den Befürwortern einer lockeren Politik. So hatte Österreichs Ratsmitglied Robert Holzmann noch vor wenigen Monaten gesagt, es sei noch unklar, ob dieses Jahr überhaupt schon die Zinsen gesenkt werden könnten. Jetzt sagte er im Interview, grundsätzliche Einwände gegen eine Zinssenkung im Juni habe er nicht: „Der April ist nicht auf meinem Radarschirm, weil wir zu wenig harte Daten haben, um eine solche Entscheidung zu treffen.“
Das Prinzip, sich nicht zu sehr auf die Inflationsprognosen zu verlassen, sondern von Sitzung zu Sitzung zu schauen, wie sich die Lage entwickele, wolle die Notenbank beibehalten, hieß es. Auch nach der ersten Zinssenkung demnächst werde sich die EZB nicht im Voraus auf einen bestimmten Zinspfad festlegen können, sagte EZB-Präsidentin Lagarde. Erste Zinssenkungen hätten nicht automatisch weitere Senkungen zur Folge. Man werde nun weiter „datenabhängig“ vorgehen und dabei drei Kriterien ansetzen: die Inflationsaussichten, die Dynamik der zugrunde liegenden Inflation und die Stärke der geldpolitischen Transmission – mit Letzterer ist gemeint, dass die Notenbank auch darauf blicken will, wie ihre Geldpolitik in der Wirtschaft des Euroraums ankommt. Zudem sehe sie drei zentrale Faktoren, die für die weitere Entwicklung der Inflation entscheidend seien: die Lohnentwicklung, die Gewinnmargen der Unternehmen und das Produktivitätswachstum.