ChatGPT verursacht immense Kosten, die Frage nach seiner Rentabilität wird lauter. Dazu wächst der Druck der Konkurrenz – und das sowohl bei den Produkten als auch juristisch. So steht OpenAI aktuell da.
Der kometenhafte Aufstieg von ChatGPT erreichte seinen Höhepunkt im Mai dieses Jahres: Schier unglaubliche 1,9 Milliarden Userinnen und User verzeichnete das bekannteste Large Language Model (LLM). Seither nutzten die Seite laut OpenAIs eigenen Angaben 200 Millionen Menschen weniger. Welche Erklärungsansätze im Raum stehen und ob dem Unternehmen sogar der Konkurs droht.
OpenAI selbst erklärt sich den sommerlichen Rückgang damit, dass weniger Schülerinnen und Schüler auf ChatGPT zugreifen. Doch diesem Erklärungsansatz folgen nicht alle. Zahlreiche Beobachter sprechen von einer sogenannten Kannibalisierung verschiedener LLMs. Denn zahlreiche Unternehmen haben auf der Basis von ChatGPT ihre eigenen Systeme entwickelt und müssen daher nicht mehr direkt auf das Angebot von OpenAI zugreifen.
So viel zahlt OpenAI aktuell drauf
Dazu kommt der Umstand, dass OpenAI bislang weit von der Profitabilität entfernt scheint, die den Investoren versprochen wurde. Für 2023 prognostizierte man eigentlich einen Jahresumsatz von 200 Millionen Dollar, 2024 sollte es bereits eine Milliarde sein. Weil der Betrieb von ChatGPT jedoch rund 700.000 Dollar pro Tag kosten soll und sich OpenAIs Verluste bis Mai 2023 auf 540 Millionen Dollar belaufen sollen, erscheinen diese Ziele aktuell in weiter Ferne. Derzeit trägt Microsofts Finanzspritze von zehn Milliarden Dollar das Unternehmen.
Durch die Explosion des Interesses an KI-Systemen ist ChatGPT auch längst nicht mehr das interessanteste System für alle Userinnen und User. Insbesondere das von Meta entwickelte „Llama“ stößt auf positive Resonanz, denn das Tool, das Entwicklern beim Programmieren helfen soll, ist im Gegensatz zu ChatGPT eine Open-Source-KI. Die gemeinsam von Meta und Microsoft entwickelte Weiterentwicklung „Llama2“ ist für Interessierte bereits verfügbar.
Zusätzlich dürfte Google noch dieses Jahr den nächsten Anlauf starten, um ChatGPT und damit OpenAI unter weiteren Druck zu setzen. Beobachter der Szene spekulieren bereits über den Release eines Systems namens „Gemini“. Dieses soll Google einem Insiderbericht zufolge in die Lage versetzen, digitale Inhalte zu generieren, die die Konkurrenz nicht hinbekommt. Demnach wolle Google insbesondere die Generierung von Bildern ermöglichen, ähnlich wie die Systeme „Midjourney“ oder „Stable Diffusion“.
Mehrere Klagen gegen OpenAI wegen Copyright-Fragen
Unter weiteren Druck gerät OpenAI derzeit, weil mehrere große Medienakteure wie die „New York Times“ oder das Bilderportal „Getty Images“ entweder gegen das Unternehmen klagen oder eine Klage prüfen. Der Vorwurf ist jeweils, dass ChatGPT mithilfe von Bild- und Textdaten der Unternehmen trainiert wurde. Im Falle der „New York Times“ gebe es laut dem US-Medium „NPR“ seit Monaten anhaltende Verhandlungen über eine angemessene Kompensation vonseiten OpenAIs. „Getty Images“ hingegen klagt bereits, weil ChatGPT unter anderem auf Grundlage seiner zwölf Millionen Bilder großen Datenbank trainiert worden sei.
Als wolle OpenAI und ihr CEO Sam Altman (38) der Welt beweisen, dass die Unkenrufe über eine bevorstehende Pleite gegenstandslos sind, hat OpenAI seine allererste Firmenübernahme überhaupt verkündet. So wird das kalifornische Start-Up Global Illumination künftig zu allen Inhalten von OpenAI beitragen. Thomas Dimson, Tylor Gordon und Joey Flynn gründeten Global Illumination erst 2021 und waren zuvor bereits bei Branchenriesen wie Facebook, YouTube, Instagram oder Riot Games tätig. Über die Höhe des Kaufbetrags wurde allerdings Stillschweigen vereinbart. Bleibt abzuwarten, ob sie gemeinsam mit OpenAI und möglicherweise ChatGPT 5, das auf eine offizielle Ankündigung noch wartet, das Ruder bald herumreißen können.
Von (elm/spot)