Im Zuge ihrer laufenden Gegenoffensive hat die Ukraine eigenen Angaben zufolge einen erfolgreichen Angriff auf eine Brücke zur annektierten Schwarzmeer-Halbinsel Krim durchgeführt sowie Vorstöße bei Bachmut im Osten erzielt. Ungeachtet dieser Berichte dementierte Kremlchef Wladimir Putin jegliche Erfolge der Ukrainer in dem seit mehr als 17 Monaten andauernden russischen Angriffskrieg gegen das Land. In der Nacht zum Sonntag wurde Moskau unterdessen abermals Ziel eines Drohnenangriffs.
Polens Ministerpräsident Mateusz Morawiecki zeigte sich derweil besorgt angesichts von Truppenbewegungen russischer Wagner-Söldner im Nachbarland Belarus.
Moskau: Neuer Drohnenangriff abgewehrt
Die russische Hauptstadt Moskau ist abermals zum Ziel eines Drohnenangriffs geworden. Zwei Drohnen seien in der Nacht zum Sonntag abgeschossen worden, berichtete die staatliche russische Nachrichtenagentur Tass unter Berufung auf lokale Behörden und Rettungsdienste. Moskaus Bürgermeister Sergej Sobjanin schrieb bei Telegram: „Ukrainische Drohnen haben heute Nacht angegriffen.“ An zwei Bürogebäuden sei die Fassade leicht beschädigt worden. Es gebe aber keine Todesopfer oder Verletzte.
Der Flughafen Moskau-Wnukowo im Südwesten der russischen Hauptstadt wurde laut Tass vorübergehend für Abflüge und Ankünfte geschlossen. Flüge seien umgeleitet worden. An anderen Flughäfen in der Region lief der Betrieb demnach weiter.
Die Millionenmetropole war bereits mehrfach Ziel von Drohnenangriffen, die allerdings in keinem Verhältnis stehen zu den massenhaften Attacken Russlands in seinem Angriffskrieg gegen die Ukraine. Moskau beschießt auch die Hauptstadt Kiew immer wieder mit Drohnen, Raketen und Marschflugkörpern. Es gab in Kiew Tote, Verletzte und massive Schäden.
Ukraine will Tschonhar-Brücke zur Krim beschädigt haben
Am Samstagmorgen habe man die Tschonhar-Brücke, die die Krim mit dem auf dem Festland gelegenen Gebiet Cherson verbindet, attackiert und beschädigt, teilte die Abteilung für strategische Kommunikation der ukrainischen Armee mit. Der russische Besatzungschef von Cherson, Wladimir Saldo, hatte zuvor zwar ebenfalls von ukrainischen Raketenangriffen auf die Eisenbahnstrecke berichtet, allerdings behauptet, alle zwölf Geschosse seien abgewehrt worden. Unabhängig überprüfen ließen sich die Angaben zunächst nicht.
Die Tschonhar-Brücke, die unter anderem eine wichtige Nachschubroute für die russische Armee ist, war bereits im Juni von den Ukrainern angegriffen und beschädigt worden.
Die ukrainische Vize-Verteidigungsministerin Hanna Maljar schrieb auf Telegram, die eigene Armee rücke im Süden „allmählich, aber sicher“ in Richtung der Städte Melitopol und Berdjansk vor. Darüber hinaus teilte sie mit Blick auf die schweren Kämpfe an der Front im östlichen Gebiet Donezk mit: „Heute sind wir an der Südflanke um Bachmut weiter vorgerückt.“
Russische Truppen hatten Bachmut nach äußerst verlustreichen Kämpfen vor wenigen Monaten erobert. Seitdem halten sie die Stadt besetzt, die vor Beginn des russischen Angriffskriegs rund 70 000 Einwohner zählte. Im Zuge ihrer Gegenoffensive will die ukrainische Armee nun okkupierte Gebiete befreien. Zuletzt meldete sie kleinere Erfolge insbesondere aus dem Südosten ihres Landes. Auch britische Militärexperten berichteten über zunehmende Kämpfe in der Südukraine.
Selenskyj besucht Front bei Bachmut
Am Samstag hatte auch der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj eigenen Angaben zufolge die Front bei Bachmut besucht. Anlässlich des Tages der Spezialeinheiten der ukrainischen Armee habe er den Soldaten dort für ihren Einsatz gedankt, teilte Selenskyj auf Telegram mit. Dazu veröffentlichte er ein Video, in dem zu sehen ist, wie er Kämpfern die Hände schüttelt und Auszeichnungen überreicht.
Putin dementiert ukrainische Erfolge an der Front
Entgegen der Berichte aus Kiew sowie aus dem Westen bestritt Russlands Präsident Putin ukrainische Vorstöße an der Front. „Nein, es gibt keine größeren Veränderungen“, sagte Putin vor Journalisten in der russischen Ostsee-Metropole St. Petersburg. „Natürlich wurde der Feind überall gestoppt und zurückgedrängt“, behauptete er. Die Ukrainer hingegen hatten etwa erst Ende der Woche die Befreiung des Dorfes Staromajorske im Süden des Donezker Gebiets vermeldet.
Zwei Tote nach Raketeneinschlag in ukrainischer Stadt Saporischschja
Infolge eines russischen Raketenangriffs auf die südukrainische Stadt Saporischschja kamen derweil offiziellen Angaben zufolge zwei Menschen ums Leben. Bei den Toten handele es sich um einen Mann und eine Frau, teilte der Sekretär des Stadtrats, Anatolij Kurtjew, mit. Eine weitere Frau wurde demnach verletzt. Durch die Druckwelle der Detonation seien Fenster eines Hochhauses, einer Bildungseinrichtung sowie eines Supermarkts zerstört worden.
Morawiecki besorgt über Wagner-Truppenbewegungen in Belarus
Polens Ministerpräsident Morawiecki hat sich besorgt über Truppenbewegungen russischer Wagner-Söldner im benachbarten Belarus gezeigt. „Wir haben Informationen, dass mehr als hundert Söldner der Wagner-Gruppe in Richtung der Suwalki-Lücke vorgerückt sind, unweit von Grudno in Belarus“, sagte der nationalkonservative Politiker der Agentur PAP zufolge am Samstag.
Was am Sonntag wichtig wird
Im Osten und Süden der Ukraine dauern die heftigen Kämpfe an. Nach der Befreiung des Dorfes Staromajorske im Donezker Gebiet vor wenigen Tagen wird mit Spannung erwartet, ob der ukrainischen Armee weitere Durchstöße gelingen.