Die Sirenen ertönten um kurz vor sechs Uhr am Freitagmorgen. In israelischen Orten rund um den Gazastreifen wurde Raketenalarm ausgelöst. Wenige Minuten später teilte die Armee mit, sie habe eine aus dem Gazastreifen abgefeuerte Rakete abgefangen. Später gab es weitere Abschüsse. „Die Hamas hat gegen die Feuerpause verstoßen“, verkündete die Armee. Auch Israel habe „den Kampf wiederaufgenommen“. Aus dem Gazastreifen kamen erste Berichte über Angriffe und Todesopfer; Luftangriffe hätten Häuser im Süden und in der Mitte des Gebiets getroffen. In israelischen Medien wurde ein Regierungsmitarbeiter Krieg zitiert: „Wir führen wieder Krieg.“
So endete die Waffenruhe zwischen Israel und der Terrororganisation Hamas. Sie hatte genau eine Woche lang gehalten, zweimal war sie verlängert worden. Die Hamas hatte mehr als hundert israelische und ausländische Geiseln freigelassen und Israel palästinensische Häftlinge. Mehr Hilfslieferungen als zuvor waren in den Gazastreifen gelangt.
Nun aber habe die Hamas das Abkommen verletzt, ließ das Büro von Ministerpräsident Benjamin Netanjahu mitteilen. „Sie ist ihrer Verpflichtung, alle weiblichen Geiseln freizulassen, bis heute nicht nachgekommen und hat Raketen auf israelische Bürger abgefeuert.“
Die letzte Vereinbarung zwischen den Kriegsparteien reichte bis zum Freitagmorgen. In der Nacht gab es einen Bericht, dass beide Seiten sich auf eine weitere eintägige Verlängerung geeinigt hätten. Dafür gab es aber keine Bestätigung Israels oder der Hamas. Israelische Medien berichteten, die Hamas habe bis sieben Uhr morgens keine Liste mit Geiseln vorgelegt, die sie im Laufe des Freitags freilassen wolle. Keine der Seiten verkündete, dass die Vereinbarung verlängert werde.
Kurz vor Mitternacht waren noch einmal sechs Geiseln freigekommen. Unter ihnen waren erstmals auch zwei palästinensisch-israelische Beduinen, eine junge Frau und ihr Bruder. Zwei weitere Geiseln waren schon wenige Stunden zuvor freigekommen. Mehr als 130 Menschen befinden sich weiterhin in Geiselhaft im Gazastreifen. Israel entließ abermals 30 Palästinenser aus der Haft.
In der Nacht gab es offenbar noch intensive Gespräche über eine Verlängerung. Die Nachrichtenagentur AFP berichtete unter Berufung auf eine der Hamas nahestehende Person, die islamistische Organisation sei „willens, die Waffenruhe zu verlängern“. Die Vermittler bemühten sich „intensiv und kontinuierlich“ um einen weiteren Tag ohne Kämpfe.
Die Gespräche belastet haben dürfte der Anschlag zweier Männer im Westen Jerusalems am Donnerstagmorgen. Die beiden Brüder aus Ostjerusalem hatten am Morgen drei Menschen nahe einer Bushaltestelle erschossen. Eine vierte Person verstarb später im Krankenhaus. Sie war von Schüssen von Soldaten getroffen worden. In sozialen Netzwerken im Internet kursierte ein Video, das zeigte, wie ein Mann seine Hände hochhebt und in Richtung zweier Soldaten gestikuliert und ruft, nicht zu schießen. Danach fällt er getroffen zu Boden. Berichten zufolge hatte der Zivilist mit seiner Waffe geholfen, die Angreifer zu töten.