Nach Äußerungen zum Terrorangriff der Hamas und Israels Zukunft ist der Chef der Münchner Sicherheitskonferenz Christoph Heusgen heftiger Kritik der jüdischen Gemeinde und des israelischen Botschafters in Deutschland ausgesetzt. Heusgen entschuldigte sich inzwischen dafür, dass er den Terroranschlag der Hamas vom 7. Oktober nicht deutlicher als das bezeichnet habe, was er sei.
Der frühere Diplomat hatte am Dienstag eine Äußerung des UN-Generalsekretärs Antonio Guterres verteidigt, der zu den organisierten Morden an 1400 Menschen in Israel gesagt hatte, es sei wichtig „zu erkennen, dass die Angriffe der Hamas nicht im luftleeren Raum stattfanden“. Guterres hatte von einer lange währenden „erdrückenden Besatzung“ der Palästinenser durch Israel gesprochen. Heusgen, der von einer „Hamas-Aktion“ sprach, hatte dazu im ZDF gesagt: „Guterres ist ein sehr besonnener Mann.“
„Israel braucht keine Belehrungen“
Wenn er auf die „56 Jahre Besatzung der Palästinenser-Gebiete hinweist, dann ist das genau das, was in geltendem Völkerrecht in UNO-Resolutionen genauso drinsteht. Die letzte Resolution sagt, dass die Besatzung eine flagrante Verletzung des Völkerrechts ist.“ Heusgen hatte sich zudem für eine Rückkehr zum Ziel der Zwei-Staaten-Lösung ausgesprochen.
Der Vorsitzende des Zentralrats der Juden, Josef Schuster, sagte dazu, die Terrororganisation Hamas habe nicht nur im Gazastreifen absolute Macht sondern auch eine breite Unterstützung aus dem Westjordanland. Heusgen müsse „vor diesem Hintergrund darstellen, wen er denn überhaupt für Israel als Demokratie als ernstzunehmenden Ansprechpartner auf palästinensischer Seite für eine Zwei-Staaten-Lösung sähe“.
Israels Botschafter Ron Prosor kritisierte Heusgen scharf und stellte dessen Eignung für das Amt des Chefs der Sicherheitskonferenz infrage. Er nannte die Äußerungen „ungeheuerlich“. Heusgen habe den „bestialischen Terrorangriff der Hamas“ verharmlosend und kaltherzig als „Hamas-Aktion“ bezeichnet.
Er wolle jenen, die sich berufen fühlen, Israel zu belehren und ungefragt Ratschläge zu erteilen, „wie wir auf den blutigsten Angriff auf Juden seit der Shoa auf unserem Staatsgebiet zu reagieren haben“, sagen: „Israel braucht keine Relativierungen. Israel braucht keine Belehrungen. Und vor allem brauchen wir sie nicht von Ihnen, Herr Heusgen. Schämen Sie sich!“