Open AI hat eine seiner bislang größten Initiativen gestartet, um mit dem Sprachmodell ChatGPT Geld zu verdienen. Der kalifornische Softwareentwickler hat jetzt die Einführung von ChatGPT Enterprise angekündigt, einer Version des mit Künstlicher Intelligenz (KI) arbeitenden Programms, die sich speziell an Unternehmen richtet. Sie basiert auf GPT-4, der jüngsten Generation des KI-Systems von Open AI . Sie soll unbegrenzten Zugang zu GPT-4 ermöglichen, bis zu zweimal so schnell sein wie die gewöhnliche Variante und die Eingabe von längeren Texten erlauben. Vor allem soll sie nach Darstellung von Open AI mehr Sicherheit und Privatsphäre bieten.
In vielen Unternehmen wird die Nutzung von Sprachmodellen wie ChatGPT mit Sorge gesehen. Es wird zum Beispiel befürchtet, dass Mitarbeiter sensible Daten in die Systeme eingeben, die dann nach außen gelangen könnten, zum Beispiel wenn sie zum Trainieren der Programme genutzt werden. Eine ganze Reihe von Unternehmen haben Restriktionen oder gar Verbote für das Verwenden von KI-Systemen verhängt, zum Beispiel Apple, Samsung oder einige Banken.
Open AI verspricht nun, dass Kunden ihre Daten bei ChatGPT Enterprise weiter „besitzen und kontrollieren“. Die Informationen würden nicht genutzt, um das Programm zu trainieren. ChatGPT Enterprise lerne nicht davon, wie es eingesetzt werde. Zum Preis der neuen Unternehmenssoftware machte Open AI keine konkreten Angaben. Es hieß lediglich, der Preis könne ja nach Nutzung und Unternehmensgröße unterschiedlich ausfallen.
Open AI steht unter Druck, mehr Geld zu verdienen
ChatGPT kam im vergangenen November heraus und ist in seiner Grundversion kostenlos. Open AI hat allerdings schon nach wenigen Monaten die Bezahlvariante ChatGPT Plus eingeführt, die 20 Dollar im Monat kostet und ähnlich wie nun auch ChatGPT Enterprise schnellere Antworten und unbegrenzten Zugang verspricht. Es gab auch bisher schon einige Angebote für Unternehmen.
Open AI sagte jetzt, seine Sprachmodelle würden in mehr als 80 Prozent der 500 umsatzstärksten amerikanischen Unternehmen genutzt. Der Entwickler von ChatGPT steht unter Druck, Umsatzquellen aufzubauen, zumal der Betrieb seiner Sprachmodelle sehr teuer ist, allein wegen der dafür notwendigen Computerleistung.
Die Einführung von ChatGPT Enterprise ist insofern besonders bemerkenswert, weil Open AI damit stärker in Konkurrenz mit seinem engen Partner Microsoft tritt. Der Softwaregigant ist 2019 mit einer Beteiligung im damaligen Wert von einer Milliarde Dollar bei Open AI eingestiegen, in diesem Jahr hat er das Bündnis mit einer weiteren Milliardeninvestition noch vertieft.
Privilegierter Zugriff
Im Rahmen dieser Kooperation bekommt Microsoft privilegierten Zugriff auf die Technologien von Open AI. Der Softwarekonzern hat gesagt, er wolle Programme seines Partners über seine gesamte Produktpalette hinweg integrieren, und er hat eine Reihe öffentlichkeitswirksamer Ankündigungen entsprechender Initiativen gemacht.
Erst im Juli stellte Microsoft Bing Chat Enterprise vor, einen KI-Chatbot, der auf Software von Open AI basiert und auch ganz ähnlich beschrieben wird wie nun ChatGPT Enterprise. Auch Microsoft stellte dabei Sicherheit in den Vordergrund. In den Chatbot eingegebene Informationen würden nicht gespeichert, nicht nach außen dringen und nicht zum Trainieren des Modells verwendet, hieß es. Bing Chat Enterprise ist in einigen Varianten der Bürosoftware Microsoft 365 als Zusatzfunktion ohne Aufpreis enthalten.
Der für das Tagesgeschäft von Open AI zuständige Chief Operating Officer Brad Lightcap sagte dem „Wall Street Journal“, er sehe ChatGPT Enterprise nicht unbedingt als Konkurrenzprodukt zu Microsofts Angebot. Er fügte aber hinzu: „Wir sind zwei separate, unabhängige Unternehmen, und so verhalten wir uns auch.“