Als Viktor Orbán im siebenbürgischen Bad Tuschnad (Băile Tușnad, ungarisch Tusnafördö) seine sommerliche Grundsatzrede gehalten hat, gab es wie so oft ein kontroverses Echo. Die Regierung in Bukarest, ohnehin genervt über die regelmäßige ungarische Veranstaltung auf rumänischem Staatsgebiet, bestellte den Botschafter ein, um ihm die Meinung über einige herablassenden Worte Orbáns zu geigen. Auch in der Slowakei bestellte man den ungarischen Vertreter ein, denn man möchte dort nicht als ein Gebiet Ungarns aufgefasst werden, das 1920 „entrissen“ worden sei. Und in Prag sagte Ministerpräsident Petr Fiala gleich selbst, was er von der Bemerkung Orbáns hielt, die Tschechen seien aus den Reihen der auf Souveränität pochenden Länder in der EU umgefallen.
Nun finden einige Jünger Orbáns, die Eklats seien eigentlich Nebensache und man solle lieber betrachten, welche Gedanken er über die Zeitläufte geäußert habe. „Unabhängig davon, (. . .) wer es gut findet oder wen bei den Worten des Ministerpräsidenten der Schlag trifft, sind sie unausweichlich, wenn wir etwas von dem Chaos verstehen wollen, zu dem die Welt um uns herum geworden ist“, hieß es in einem Kommentar der Zeitung „Magyar Nemzet“, Sprachrohr von Ungarns nationalkonservativer Regierungspartei Fidesz.