Für den Bau eines provisorischen Hafens zur Anlieferung zusätzlicher Hilfsgüter für den Gazastreifen sind am Dienstag vier Schiffe der amerikanischen Armee in Richtung Mittelmeer aufgebrochen. Beladen mit Ausrüstung und mit rund hundert Soldaten an Bord verließen sie den Stützpunkt Langley-Eustis im US-Bundesstaat Virginia. In rund 30 Tagen sollen sie den Gazastreifen erreichen.
Die neue Anlage werde aus einer Offshore-Plattform für den Umschlag von Hilfsgütern von größeren auf kleinere Schiffe sowie einer Anlegestelle für den Transport an Land bestehen, sagte Brad Hinson, Brigadegeneral der amerikanischen Armee. Der Hafen werde „in 60 Tagen” betriebsbereit sein, erklärte er. „Sobald wir voll einsatzfähig sind, werden wir in der Lage sein, jeden Tag bis zu zwei Millionen Mahlzeiten oder zwei Millionen Flaschen Wasser an Land zu bringen.”
Nach Angaben von Vertretern der amerikanischen Regierung werden für den Bau des Hafens keine US-Soldaten den Gazastreifen betreten, sie werden sich dem Küstenstreifen jedoch nähern müssen. „Ich werde nicht auf die Einzelheiten eingehen, mit wem wir zusammenarbeiten, um den Pier zu verankern, aber wir werden Unterstützung bekommen”, sagte Hinson. Seinen Angaben zufolge werden rund 500 US-Soldaten an dem Einsatz teilnehmen.
In einer Rede vor dem UN-Sicherheitsrat warnte der EU-Außenbeauftragte Josep Borrell davor, den Hunger als „Kriegswaffe” zu nutzen. „Diese humanitäre Krise ist keine Naturkatastrophe, keine Überschwemmung oder ein Erdbeben, sie ist menschengemacht”, sagte Borrell. Derzeit müssten alternative Wege für die Lieferung von Hilfsgütern gesucht werden, weil der übliche Landweg „künstlich verschlossen” sei, sagte er in Richtung der israelischen Regierung. Israel kontrolliert die internationalen Hilfslieferungen, die zuletzt nur punktuell in den Gazastreifen gelassen wurden. Besonders dramatisch ist laut UN-Angaben die Lage im Norden des Gebietes. Dort ist die Lieferung von Lebensmitteln und Nahrung aufgrund von Kämpfen und Zerstörung fast unmöglich.