In Nordrhein-Westfalen haben Polizei und Staatsanwaltschaft einen brutalen Rauschgifthändlerring zerschlagen. Wie die Ermittler am Montag in Düsseldorf darlegten, wurden bereits am Donnerstag bei einer Großrazzia unter anderem in Düsseldorf, Mönchengladbach, Solingen, Wuppertal und Köln 16 Wohn- und Geschäftshäuser durchsucht und drei Beschuldigte festgenommen. Die rund 150 eingesetzten Polizeibeamten hoben in Mönchengladbach und Solingen Cannabisplantagen mit 300 und 60 Hanfpflanzen aus, stellten Bargeld, Hieb- und Stichwaffen, zwei Luxusuhren und ein Auto sicher.
An der Durchsuchungsaktion waren auch Spezialkräfte der Polizei beteiligt, da der Hauptbeschuldigte – ein 22 Jahre alter russischer Staatsbürger, der seit seinem dritten Lebensjahr in Deutschland wohnt – nach Angaben von Kriminaldirektor Michael Graf von Moltke als „gewaltbereiter und skrupelloser“ Mixed-Martial-Arts-Kämpfer aktiv war. Bei den beiden anderen Festgenommenen handelt es sich um einen 30 Jahre alten Deutschen und einen 28 Jahre alten Marokkaner. Insgesamt wird in dem Verfahren bisher gegen 13 Beschuldigte ermittelt.
Ausgangspunkt des Falls war Anfang März die Betriebskontrolle einer Pizzeria in der Düsseldorfer Altstadt. Mitarbeitern der Lebensmittelüberwachung der Stadt Düsseldorf war dabei der Verdacht gekommen, dass in dem Lokal mit Kokain gehandelt wurde. Tatsächlich fand die herbeigerufene Polizei in der Wohnung des 36 Jahre alten kroatischen Pizzeria-Betreibers dann neben 400 Gramm Marihuana und rund 270.000 Euro Bargeld auch rund 1,6 Kilogramm Kokain.
„Die Nummer 40 war eine der meistverkauften Pizzen“
Wie die Ermittler herausfanden, bekamen Kunden, die in dem Lokal die „Nummer 40“ bestellten, unter einer Pizza eine vorabgepackte Portion Kokain im Warmhaltebehälter frei Haus geliefert. „Die Nummer 40 war eine der meistverkauften Pizzen“, sagte Kriminaldirektor Graf von Moltke. Dass der Haftbefehl gegen den bisher strafrechtlich nicht aufgefallenen Kroaten außer Kraft gesetzt wurde, nutzte der Mann, um „die Pizzeria nach zwei Tagen wieder zu öffnen und weiterhin fleißig neben anderen Pizzen auch die Nummer 40 zu verkaufen“, berichtete der Einsatzleiter. So gesehen habe die Haftverschonung Polizei und Staatsanwaltschaft in die Karten gespielt, um den Kokainlieferanten und die anderen mutmaßlichen Mittäter ausfindig und dingfest machen zu können.
Nach Angaben von Staatsanwältin Laura Neumann wird dem Hauptverdächtigen Russen vorgeworfen, in Zusammenarbeit mit anderen Personen „jeweils im Kilogrammbereich“ Cannabis und Kokain eingekauft und an andere Händler verkauft sowie den illegalen Anbau von Cannabis in Wohnungen und damit gewerbsmäßigen Drogenhandel betrieben zu haben.
Dem 22 Jahre alten Mann werden zudem räuberische Erpressung und erpresserischer Menschenraub vorgeworfen, da er – ebenfalls mithilfe mehrerer der zwölf mutmaßlichen Mittäter – mehrfach konkurrierende Drogenhändler überfallen und zur Herausgabe von Rauschgift und Bargeld gezwungen haben soll. Einem der Dealer sollen 30.000 Euro abgenommen worden sein, ein weiterer sei zwei Nächte lang festgehalten worden, bevor eine größere Menge Haschisch aus seiner Wohnung entwendet wurde.