Bei einem Erdbeben in Nordwestchina sind in der Nacht zum Dienstag mehr als 120 Menschen ums Leben gekommen und rund vierhundert verletzt worden. Nach Angaben der Staatsmedien ereignete sich das Beben der Stärke 6,2 in zehn Kilometern Tiefe in der Grenzregion der Provinzen Gansu und Qinghai. Die staatliche Nachrichtenagentur Xinhua gab 105 Tote in der Provinz Gansu und weitere 13 Tote in der Provinz Qinghai bekannt. Mindestens zwanzig Menschen wurden vermisst.
Die meisten Opfer wurden im Schlaf überrascht und waren dann Minustemperaturen von 16 Grad unter Null ausgesetzt. In Gansu eilten Tausende Rettungskräfte in das bergige Gebiet, auch das Militär wurde in Marsch gesetzt. Die eisigen Temperaturen erschweren die Rettungsarbeiten. Teile der Strom- und Wasserversorgung brachen zusammen. Das Epizentrum lag im Kreis Jishishan, in der vornehmlich von Muslimen bewohnten Autonomen Präfektur Linxia Hui. Das Gebiet ist einer der ärmsten Teile von China.
32 Nachbeben
In der erdbebengefährdeten Gebirgsregion am östlichen Rand der tibetischen Hochebene treffen die eurasische und die indische tektonische Platte aufeinander. Wie die örtlichen Behörden mitteilten, kam es am Dienstag zu 32 Nachbeben, weitere Beben wurden erwartet.
Das Staatsfernsehen berichtete von annähernd fünftausend zerstörten Gebäuden. Bilder zeigten eingestürzte Häuser aus Lehmziegeln in ländlichen Regionen. In den Städten seien die Opferzahlen dagegen relativ gering, hieß es zunächst in örtlichen Medien. Durch das Beben sind Teile der Strom- und Wasserversorgung unterbrochen. Staats- und Parteichef Xi Jinping ordnete „umfassende Such- und Rettungsmaßnahmen“ an.
Ein zweites Beben der Stärke 5,5 erschütterte Stunden später auch den Westen der Provinz Xinjiang, viele hunderte Kilometer vom anderen Epizentrum in Jishishan entfernt. Opferzahlen aus Xinjiang wurden zunächst nicht bekannt.
Vergangenes Jahr starben mehr als siebzig Menschen bei einem Beben in Gansus Nachbarprovinz Sichuan. Das tödlichste Beben der jüngeren Zeit ereignete sich ebenfalls in Sichuan, als dort im Jahr 2008 annähernd neunzigtausend Menschen ums Leben kamen.