Der ehemalige US-Präsident Donald Trump will einem Medienbericht zufolge offenbar den republikanischen Kongressabgeordneten Jim Jordan als nächsten Sprecher des US-Repräsentantenhauses unterstützen. Dies berichtete der US-Sender Fox News am Donnerstag (Ortszeit) und bezog sich dabei auf Aussagen des republikanischen US-Abgeordneten Troy Nehls. „Ich hatte gerade ein großartiges Gespräch mit Präsident Trump über das Rennen um Posten als Sprecher. Er unterstützt Jim Jordan und ich glaube, der Kongress sollte auf den Anführer unserer Partei hören“, schrieb Nehls am späten Donnerstagabend auf X, vormals Twitter. Der Bericht von Fox-News entkräftete auch frühere Nachrichten, wonach Trump, der Spitzenkandidat der Republikaner für die Nominierung 2024, nur um den demokratischen Präsidenten Joe Biden herauszufordern, sich bereiterklären könnte, McCarthy für kurze Zeit zu ersetzen.
Die zerstrittenen Republikaner versuchen, sich nach Kevin McCarthys historischem Sturz nun auf einen neuen Sprecher im Repräsentantenhaus zu einigen. Zwei republikanische Abgeordnete bewerben sich derzeit um das Amt: Der Abgeordnete Steve Scalise, der in der Führungsriege hinter McCarthy an zweiter Stelle steht, sowie Jim Jordan, ein konservativer Republikaner aus Ohio, der bereits Untersuchungen gegen die Biden-Regierung geleitet hat. Die Republikaner, die das Repräsentantenhaus mit einem knappen Vorsprung von 221:212 Stimmen kontrollieren, werden am Dienstag ein geschlossenes Forum für die Kandidaten für das Amt des Sprechers abhalten.
Zuvor schien es, als würde Trump sich selbst bei der Wahl für den Vorsitz des Repräsentantenhauses ins Spiel bringen. Er sei von Vertretern der Partei gefragt worden, „für eine kurze Zeit“ zu übernehmen, sollte es keine Lösung geben, zitierte der Sender Fox News den Republikaner am Donnerstag. Er würde dies tun, wenn es „notwendig“ sei. Auf seiner Plattform Truth Social äußerte er sich zuvor ähnlich und schrieb, dass er nach der Präsidentenwahl 2024 wieder ins Weiße Haus einziehen wolle. Aber er werde „alles tun, was notwendig“ sei, um bei dem Auswahlprozess „kurzfristig“ zu helfen, bis eine endgültige Entscheidung für den Posten getroffen sei.
Nominierung Trumps ist unwahrscheinlich
US-Medien hatten zuvor berichtet, dass Trump darüber nachdenke, kommende Woche das US-Kapitol zu besuchen. Ziel sei es, die Partei während der Suche nach einem geeigneten Kandidaten zu „vereinen“. Ein Besuchs Trumps des Kongresssitzes hätte eine große symbolische Bedeutung. Trumps Anhänger hatten am 6. Januar 2021 gewaltsam das Kapitol erstürmt. Der Republikaner hatte seine Anhänger zuvor bei einer Rede mit der Falschbehauptung aufgewiegelt, er sei durch massiven Wahlbetrug um den Sieg gebracht worden. Als Folge der Krawalle kamen damals fünf Menschen ums Leben. Die Attacke auf das Herz der US-Demokratie erschütterte das Land.
Bei der Abstimmung für den Chefposten können die Abgeordneten auch Personen nominieren, die gar nicht Mitglieder des US-Kongresses sind – so wie also Trump. Dafür müsste ein Abgeordneter Trump als Kandidaten aufstellen. Wegen der knappen Mehrheit der Republikaner im Repräsentantenhaus müssen sich allerdings alle Flügel der zersplitterten Republikaner hinter einem Kandidaten versammeln. Dass gemäßigtere Abgeordnete für den 77-Jährigen stimmen und so eventuell eine Wiederwahl in einem knapp gewonnen Wahlkreis riskieren, ist eher unwahrscheinlich.