Der Podcaster hat für amerikanische Besucher der NFL-Spiele in Frankfurt einen nützlichen Ratschlag. „Bringt Wechselgeld für die Toilette mit“, rät Rich Shertenlieb von „Toucher & Rich“, einer beliebten Morgensendung für Sportfans, die im Radio und als Podcast ausgestrahlt wird. In Deutschland gebe es nämlich Toiletten, für die man zahlen müsse. Das habe er selbst schmerzlich lernen müssen.
Dass ausgerechnet eine Footballsendung Besuchertipps für Frankfurt gibt, ist in den vergangenen Tagen häufiger vorgekommen. Dabei sind gerade Footballfans nicht gerade als reiselustig bekannt, sie könnten ja ein Spiel verpassen. Aber Zehntausende Amerikaner sind in den vergangenen Tagen erstmals nach Frankfurt gekommen, um eines der beiden NFL-Spiele zu besuchen. Und Hunderttausende Daheimgebliebene haben aus Nachrichtensendungen und sozialen Medien erstmals von der Stadt am Main erfahren.
So sind die beiden Spiele nicht nur eine Eigenwerbung der NFL, sondern indirekt auch für das Reiseziel Frankfurt.
Die beliebtesten Motive
Wenn man sich anschaut, was konkret den Amerikanern auf allen Kanälen berichtet worden ist, sollte die Stadt womöglich ihre Liste an Sehenswürdigkeiten erweitern: Eines der am meisten geteilten Frankfurt-Videos auf Instagram zeigt nicht etwa den Römer oder die Skyline, sondern das Stadiondach, wie es sich im Zeitraffer auf Würfelgröße zusammenfaltet. „German Engineering, just incredible“ staunen einige der mehr als 1100 Kommentierenden.
Aber natürlich werden auch Innenstadtansichten geteilt, vor allem von den vielen Reportern lokaler Fernsehstationen aus den Regionen der Footballteams. Frankfurt sei mit 790.000 Einwohnern ja sogar größer als Boston, staunt zum Beispiel einer in seinem Bericht. Natürlich wird der große Flughafen erwähnt, die Skyline gezeigt und das Gebäude der Europäischen Zentralbank.
Das mit Abstand beliebteste Motiv ist jedoch der Römerberg. Mehrere Kamerateams haben sich im Laufe der Woche dort aufgestellt, um Frankfurter Flair zu vermitteln, wahlweise mit großen Bierkrügen in der Hand. Manche der Häuser hinter ihr seien mehr als 700 Jahre alt, sagt eine Moderatorin, während sie auf die Fachwerkhäuser auf der Ostseite des Römerbergs deutet und an einem großen Krug Bier nippt.
Die Brezeln überzeugen Kelce nicht
Reisen geht bei Amerikanern offenbar vor allem durch Magen und Nieren. „Biergärten, Bratwurst: Alles, was man von Deutschland erwarten würde“, berichtet Kim Bokamper den Zuschauern von CBS Miami. Anschließend begleitet er Spieler der Miami Dolphins, die auf der Suche nach deutscher Küche – „Bratwurst, maybe a Currywurst“ – an einem Dönerladen landen.
Travis Kelce, den Deutschen hauptsächlich als Freund von Taylor Swift bekannt und nebenher Spieler für die Kansas City Chiefs, erzählt im Podcast „New Heights“ seines Bruders, der von 1,5 Millionen Zuhörern verfolgt wird, dass er ein paar Schnitzel und Pilsner genossen habe. Die Frankfurter Brezeln hätten ihn dagegen weniger überzeugt.
Hätte er vorher die Nachrichten seines lokalen Senders KSHB gesehen, wüsste er, dass Pilsner das falsche Frankfurter Getränk ist. Hier werde vor allem Apfelwein getrunken, berichtet der Reporter, als er auf dem Main-Tower steht, und belegt das anschließend mit Aufnahmen aus einer Sachsenhäuser Ebbelwei-Wirtschaft.
Selbst der Quarterback der Dolphins, Tua Tagovailoa, weiß mittlerweile, dass in Frankfurt Grüne Soße gegessen wird – die gab es bei ihm zum Schnitzel. Er wisse zwar nicht, was da drin sei, aber sie sei lecker. Anschließend haben seine Dolphins übrigens verloren.
Doch natürlich hat Frankfurt den amerikanischen Besuchern nicht nur Kulinarisches zu bieten. „Der Kern der Stadt ist Shopping“, findet Stacey Dales vom Ligasender NFL Network. In der Stadt reihe sich ein Geschäft ans nächste, erzählt sie im KB&Andy Podcast „Wake Up Call“. Wobei auch sie gleich danach darauf verweist, dass man in der Stadt sehr gut essen könne. Zum Beispiel bei den vielen Italienern. „A Great European Feel“.
Überhaupt wird viel gelobt. Die Frankfurter seien „superfreundlich“, heißt es immer wieder. Viele sprächen Englisch, wenn auch zum Teil nur bruchstückhaft, aber sie seien sehr hilfsbereit und aufgeschlossen. „Das Publikum war elektrisierend“, lobt Chiefs-Spieler Travis Kelce in dem Bruder-Podcast, er habe nun auch Lust, sich mal ein Spiel des Frankfurter Footballteams anzuschauen. Und er hat sogar auch schon ein Trikot der Galaxy.
Doch am Ende wird der Footballspieler nachdenklich. Bei aller Inszenierung rund um das Frankfurter Footballspiel: „Dass das alles passieren kann, dass ich das alles miterleben kann in einem Land, gegen das wir vor einigen Jahrzehnten noch Krieg geführt haben, das ist schon ziemlich cool.“