Sicher aufbewahrt: In der Notschlafstätte Lilith können obdachlose Frauen auch ihre Habseligkeiten verstauen.
Bild: Samira Schulz
Kein Mensch muss in Frankfurt auf der Straße schlafen, heißt es immer. Trotzdem sind Hunderte Obdachlose unterwegs, auch Frauen, für die dieses Leben besonders gefährlich ist. Woran hapert es?
Eine Nacht im Keller des Hauses Lilith ist das reinste Panoptikum. Jemand blockiert die Dusche, eine Besucherin hämmert deswegen an die Tür, eine andere, die gerade auf der Toilette sitzt, denkt, das Gepolter gelte ihr, und kommt mit heruntergelassener Hose aus der Kabine. So beschreibt es Inga Störkel, und die hat schon einiges gesehen. Seit Jahrzehnten arbeitet sie mit psychisch Kranken, fünf Jahre auch in der geschlossenen Psychiatrie, seit knapp drei Jahren leitet sie das Haus Lilith, eine Anlaufstelle für obdachlose Frauen von der Diakonie.
Eigentlich wohnen in den schlichten Zimmern auf mehreren Geschossen Frauen, die obdachlos geworden sind. Sie haben ihren gewalttätigen Partner verlassen und standen plötzlich auf der Straße. Sie haben es nicht mehr geschafft, ihre Briefe zu öffnen, und haben so viele Rechnungen angehäuft, bis sie aus der Wohnung geflogen sind. Sie haben es verpasst, eine neue Bleibe zu finden, als ihr Mietvertrag auslief. Psychische Auffälligkeiten und Traumata haben die meisten.