Der Launch von ChatGPT im November 2022 hat einen beispiellosen KI-Boom ausgelöst und ein internationales Rennen um die kommerzielle Nutzung dieser Technologien entfacht. In aller Welt sind inzwischen 14 Prozent der Unternehmen auf den Einsatz von Künstlicher Intelligenz (KI) vorbereitet. In Deutschland sind es 7 Prozent, wie der AI Readiness Index von Cisco zeigt, für den 8000 Unternehmen in 30 Ländern befragt wurden.
Besonders hoch ist der Abstand zu den Vereinigten Staaten. Dort gehören schon 18 Prozent der Unternehmen zu den Tempomachern, die aufgrund der Nähe zu den Hyperscalern wie Microsoft oder Amazon weniger Scheu vor Investitionen haben. In China liegt dieser Wert bei 9 Prozent, aber fast die Hälfte der befragten Unternehmen mit mehr als 500 Beschäftigten zählt sich dort zu den Verfolgern. “In China entwickelt sich eine gewaltige KI-Kraft am Horizont“, sagte Christian Korff, Mitglied der Geschäftsführung bei Cisco Deutschland, gegenüber D:ECONOMY.
Inzwischen sei allen Investoren klar: “Es gibt künftig keine erfolgreiche Volkswirtschaft ohne Künstliche Intelligenz“. Die Erhebung zeigt, dass die Notwendigkeit für den Einsatz von KI-Technologien nach Aussage nahezu aller Befragten in den vergangenen sechs Monaten gestiegen ist. 61 Prozent der Unternehmen sind der Ansicht, dass ihnen höchstens ein Jahr bleibt, bevor ihr Geschäft darunter leidet. „Weltweit streben Unternehmen danach, KI für ihre Geschäftsmodelle zu nutzen, doch zeigt sich ein deutliches Gefälle in deren Implementierungsfähigkeit. Während Deutschland einige Exzellenz-Cluster aufweist, ist die Schwelle für den breiten Einsatz von KI noch immer zu hoch“, sagt Korff.
Deutsche Unternehmen erzielen gute Werte für die Strategie und die Talente
Im europäischen Vergleich zeigt Deutschland gute Ansätze bei Strategie und Talenten. Deutsche Unternehmen sind zwar weder global noch europaweit führend, erzielen aber in der Strategie ihre besten Werte: 69 Prozent gehören zu den beiden fortgeschrittenen Kategorien Schrittmacher und Verfolger, während es global 73 Prozent sind. Vergleichsweise gut stehen deutsche Unternehmen im internationalen Vergleich auch im Bereich der KI-Expertise ihrer Mitarbeiter da.
Allerdings sagt die Existenz einer Strategie noch nichts über ihre Qualität aus. Bei der Einführung von KI legen die Unternehmen hierzulande ihren Schwerpunkt auf:
- die Steigerung von Produktivität und Effizienz (58 Prozent), gefolgt von einer
- verbesserten Kundenerfahrung (53 Prozent).
Die Erschließung neuer Einnahmequellen rangiert dagegen auf dem letzten Platz (28 Prozent). Ähnlich niedrig wird derzeit ebenfalls der KI-Einsatz für die Belegschaft priorisiert (29 Prozent).
Deutschland: Bei Infrastruktur und Daten mangelhaft
Weniger gut sieht die KI-Readiness deutscher Unternehmen in der Infrastruktur und Daten aus. Im Feld der Infrastruktur gehören nur 34 Prozent der deutschen Unternehmen zu den beiden fortgeschrittenen Kategorien, global sind es durchschnittlich 47 Prozent. Ähnlich sieht es im Bereich Daten aus: Hier befinden sich nur 31 Prozent der Unternehmen hierzulande in den beiden führenden Kategorien, global gesehen sind es 43 Prozent. „Zwei Drittel der deutschen Unternehmen sagen, dass ihre Infrastruktur nur begrenzt skalierbar ist. Auch auf den deutlich steigenden Stromverbrauch durch KI und zunehmende Gefahren der Cybersecurity sind sie nicht vollständig vorbereitet“, sagt Korff.
In den Kategorien „Governance“ und „Kultur“ ist das Bild für deutsche Unternehmen gemischt. Bei der Unternehmenskultur gibt bei den europäischen Ländern kaum Unterschiede. Unternehmen aus Deutschland (42 Prozent), Schweden, Großbritannien, Italien, Schweiz und Polen (41 bis 45 Prozent) liegen dicht beieinander. Bei der Kategorie Governance rangiert Deutschland mit 35 Prozent auf Platz drei in Europa, aber klar hinter dem weltweiten Schnitt von 44 Prozent.