Vom 10. bis 13. November findet in Paris die 25. Ausgabe der weltweit größten Messe für Fotografie statt. Neben künstlerischen Arbeiten an den Ständen von beinahe 200 Galerien werden im Buchsektor einzigartige Editionen und außergewöhnliche Buchveröffentlichungen vorgestellt. Der PhotoBook Award zeichnet seit 2012 herausragende Publikationen des vergangenen Jahrs in drei Kategorien aus. Sämtliche auf der Shortlist stehenden Bücher werden auf der Messe ausgestellt.
Hafiz
Die 1986 in der Türkei geborene Fotografin Sabiha Çimen begleitete für ihr erstes Fotobuch Hafiz Koranschülerinnen in fünf türkischen Städten über den Zeitraum von drei Jahren. Der titelgebende Begriff Hafiz bezeichnet jene Schüler und Schülerinnen, denen es gelingt den gesamten Koran auswendig zu lernen. Intime Portraits gewähren einen außergewöhnlichen Einblick in den Alltag der jungen Frauen.
Schülerinnen spielen im Interhof der Koranschule Himmel und Hölle, Istanbul, 2019.
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Bild: Sabiha Çimen/Red Hook Editions
Nehir (18) umarmt ihre beste Freundin bei einem Picknick in Istanbul, Türkei, 15.07.1991.
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Bild: Sabiha Çimen/Red Hook Editions
Hafiz von Sabiha Çimen ist bei Red Hook Editions erschienen.
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Bild: Sabiha Çimen/Red Hook Editions
УYY und Odesa
Die ukrainische Künstlerin Yelena Yemchuk ist dieses Jahr mit zwei Büchern auf der Shortlist vertreten. Der Titel des bei Départ Pour l’Image erschienen Buchs УYY ist ein Akronym für für Україна, dem slawischen Wort für ‘Ukraine’, gefolgt von dem Namen der in Kyiv geborenen Künstlerin. Wie in einem sich rückwärts entfaltenden Tagtraum setzt Yemchuk in drei Kapiteln Fotografien, Zeichnungen und Archivmaterial zusammen. Beginnend mit dem letzten Kapitel lässt sie uns durch Fotografien, Zeichnungen und Archivmaterial an Erinnerungen ihrer Kindheit und Heimat teilhaben.
УYY ist bei Départ Pour l’Image erschienen.
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Bild: Yelena Yemchuk
Auszug aus УYY von Yelena Yemchuk
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Bild: Yelena Yemchuk/Départ Pour l’Image
УYY ist bei Départ Pour l’Image erschienen.
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Bild: Yelena Yemchuk/Départ Pour l’Image
Das zweite Werk, Odesa, ist der ukrainischen Stadt Odessa gewidmet, die Yelena Yemchuk seit ihrer Kindheit als Ort voller Widersprüche wahrnimmt. Im Jahr 2015, ein Jahr nach der völkerrechtswidrigen Annexion der Krim durch Russland, begann sie die Bewohnerinnen und Bewohner Odessas zu portraitieren. Anfangs beschränkte sie sich auf junge Frauen und Männer an der Militärakademie. Im Laufe der Jahre erweiterte sie das Projekt, an dem sie bis 2019 arbeitete.
Odesa ist bei GOST Books erschienen.
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Bild: Yelena Yemchuk/GOST Books
Auszug aus Odesa von Yelena Yemchuk
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Bild: Yelena Yemchuk/GOST Books
Odesa ist bei GOST Books erschienen.
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Bild: Yelena Yemchuk/GOST Books
Another Life
In den Jahren 2005 und 2006 besuchte der US-amerikanische Fotograf Jim Goldberg die Ukraine im Rahmen eines Langzeitprojekts über Emigration. Ein Teil der dort entstandenen Fotografien erschien nun in Zusammenarbeit mit der Ukrainischen Schriftstellerin und Filmemacherin Iryna Tsilyk in der Publikation Another Life. Der Erlös kommt der ukrainischen Hilfsorganisation Voices of Children zugute.
Der Erlös kommt der ukrainischen Hilfsorganisation Voices of Children zugute.
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Bild: Jim Goldberg
Die Fotos aus der Ukraine in Another Life sind im Rahmen eines Langzeitprojekts über Emigration entstanden.
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Bild: Jim Goldberg
Another Life ist bei Stanley/Barker erschienen.
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Bild: Jim Goldberg
The Land of Promises
In The Land of Promises zeichnet Youqine Lefévre Chinareisen von Adoptiv-Familien und damit ihr eigenes Schicksal nach. Als Folge der Ein-Kind-Politik war sie selbst eines der Mädchen, die von ihren Familien getrennt und zur Adoption freigegeben wurden.
The Land of Promises ist bei The Eriskay Connection erschienen.
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Bild: Youqine Lefèvre
Ein-Kind-Politik in China: The Land of Promises zeichnet das Schicksal von Adoptiv-Familien nach.
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Bild: Youqine Lefèvre
Youqine Lefèvre war selbst eines der Mädchen, die von ihren Familien getrennt und zur Adoption freigegeben wurde.
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Bild: Youqine Lefèvre
As it was Give(n) to Me
Seit zwölf Jahren fotografiert Stacy Kranitz in den Appalachen, einem Gebirgssystem im Osten Nordamerikas. Einst ein Kohleabbaugebiet, kämpfen viele Orte seit dem Niedergang der Industrie mit Arbeitslosigkeit, Strukturschwäche und der Opioid-Krise. Anstatt die von Stereotypen geprägte Erzählung der Appalachen als allein durch Armut geprägte Region zu bestärken oder sie durch selektive Hervorhebung positiver Aspekte des Ortes auszugleichen, ist die Fotografin bemüht neue Narrative zu schaffen.
Neue Narrative schaffen: Kranitz will nicht die Stereotypen von eine durch Armut geprägte Region bestärken oder sie durch selektive Hervorhebung positiver Aspekte auszugleichen.
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Bild: Stacy Kranitz/Twin Palm Publishers
As it was Give(n) to me ist bei Twin Palm Publishers erschienen.
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Bild: Stacy Kranitz/Twin Palm Publishers
Auszug aus As it was Give(n) to Me: Marietta, Ohio, 2010
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Bild: Stacy Kranitz/Twin Palms Publishers
Flint is Family in Three Acts
Flint is Family in Three Acts, eine Arbeit der US-amerikanischen Fotografin und Videokünstlerin LaToya Ruby Frazier, dokumentiert die von 2014 bis 2019 dauernde Wasserkrise in Flint, Michigan. Ausgehend von einer Auftragsarbeit über die Verunreinigung der städtischen Infrastruktur durch Blei und deren Auswirkungen entwickelte sie ein Langzeitprojekt, für das sie fünf Jahre lang mit der Dichterin und Aktivistin Shea Cobb zusammenarbeitete. Neben der Dokumentation der Geschichten der Bewohnerinnen und Bewohner von Flint, erarbeitete Frazier konkrete Lösungen für die Bereitstellung von sauberem und sicheren Trinkwasser. Sie knüpft so an die Tradition einer politisch engagierten Dokumentarfotografie an, die sich aktiv mit Fragen sozialer Ungerechtigkeit auseinandersetzt.
Zion, ihre Mutter Shea und ihr Großvater Mr. Smiley reiten auf ihren Tennessee Walking Horses in Newton, Mississippi.
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Bild: LaToya Ruby Frazier/Steidl
Shea und ihre Tochter Zion trinken aus einer Süßwasserquelle in Newton, Mississippi.
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Bild: LaToya Ruby Frazier/Steidl
Reglas para pelear
1998 war Paola Jiménez Quispe erst fünf Jahre alt, als ihr Vater ermordet in seinem Auto gefunden wurde. Im Jahr 2015 beschloss sie, das Geschehene zu verarbeiten und begann, sein Leben und seinen Tod zu rekonstruieren. Im Haus der Familie fand sie unter anderem ein Notizbuch mit Reglas para pelear. Acht Regeln legte sich der Vater der Fotografin auf, um Konflikte besser zu lösen.
Die Eltern von Paola Jiménez Quispe wuchsen in Cuzco auf, lernten sich aber in Lima, der Hauptstadt Perus, kennen. Sie heirateten mit Anfang 20. Dies ist Cuzco, ganz in Rot.
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Bild: Paola Jiménez Quispe/Images Vevey/Witty Books
Die Gegenstände, die der Vater der Künstlerin, bei seiner Ermorderung bei sich trug, bewahrte seine Witwe über die Jahre hinweg auf. Die Abbildung zeigt die blutverschmierte Brieftasche des Vaters und ein verbogenes Foto aus früheren Zeiten.
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Bild: Paola Jiménez Quispe/Images Vevey/Witty Books
Die Eltern der Fotografin führten ein Notizbuch bevor sie heirateten. Paola Jiménez Quispe benutzt diese Aufzeichnungen als Leinwand. Das rechte Bild zeigt die Mutter als Teenager. Als sich die Eltern kennenlernten waren sie 14 und 17 Jahre alt.
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Bild: Paola Jiménez Quispe/Images Vevey/Witty Books
Play
Der Titel Play ist bezeichnend für die Arbeitsweise von Philippe Jarrigeon. Die Monografie unternimmt einen Streifzug durch die vergangenen 15 Jahre redaktioneller und freier Arbeit des französischen Fotografen. Das Buch entstand vor allem aus dem Wunsch sein Werk an der Schnittstelle von Mode und Musik neu zu denken.
Play ist bei RVB Books erschienen.
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Bild: Philippe Jarrigeon
Die Monografie unternimmt einen Streifzug durch die vergangenen 15 Jahre redaktioneller und freier Arbeit des französischen Fotografen.
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Bild: Philippe Jarrigeon
Soll die Schnittstelle zwischen Mode und Kunst hervorheben: Play
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Bild: Philippe Jarrigeon