Was „Twang“ bedeutet, lässt sich mit Worten vielleicht nicht völlig erfassen. Im Bezug auf die menschliche Stimme ist es eine Art Näseln; was den Klang elektrischer Gitarren angeht, werden als Übersetzungen „Vibrierton“ oder auch „Schwirren“ angeboten – aber vielleicht muss man einfach eine Aufnahme von Duane Eddy hören, um „Twang“ zu verstehen.
Der 1938 in Upstate New York Geborene begann sich in den ausgehenden Fünfzigerjahren einen Namen als Gitarrist zu machen, dessen Instrumentals bald in aller Ohren waren: Das von Henry Mancini komponierte „Peter Gunn Theme“ machte er mit der charakteristischen Mischung aus Tremolo-Spiel und Hall zu seinem Signaturstück sowie zu einem der popmusikalischen Epoche und begeisterte damit bis ins hohe Alter immer wieder neues Publikum (nochmals populär wurde es auch durch den Film „Blues Brothers“).
Der Twang war das Ding
„Twang“ war auch deshalb so stark mit dem Namen Duane Eddys verbunden, weil er den Begriff immer wieder auf lustige Weise in seine Albentitel einbaute, etwa in „Have ‘Twangy’ Guitar Will Travel“ (1958), „The ’Twangs’ the ’Thang’” (1959), „$1,000,000.00 Worth of Twang“ oder „Twangin’ Up a Storm!“ (1963).
Mit Stücken wie wie „Rebel Rouser“ prägte Eddy maßgeblich die Entwicklung des Rockgitarrenspiels. Viele werden dem Sänger John Fogerty zustimmen, der Duane Eddy als „the first rock and roll guitar god“ bezeichnet hat.
Wenn man sich indessen Aufnahmen wie die von einer Art frühem Musikvideo zu seinem Hit „Forty Miles of Bad Road“ anschaut, bei dem die Band auf Traktoren herumgefahren wird und das Publikum nicht recht weiß, ob es schwofen oder schunkeln soll, wird allerdings auch schnell deutlich: Eddys Popularität verdankte sich einer geschickten Verbindung aus Country, Schlagerhaftem und eben sanft rebellischem Rock-Rhythmus, den andere dann noch sehr viel rebellischer spielten.
Die Hand am Hebel
Aber der Einfluss auf die Spielarten zwischen Rockabilly und Surf-Rock ist dennoch groß. Manchmal tat der Autodidakt Eddy, der keine Noten lesen konnte, nicht viel mehr, als die tiefe E-Saite seiner dicken halbakustischen Gretsch-Gitarre anzuschlagen und dann ordentlich am Tremolohebel zu drücken und ziehen; auch seine sehr einfachen, darum sehr einprägsamen Melodien murkelten charakteristisch in der Tiefe herum. Dass daraus ein Markenzeichen werden könnte, erkannte der Produzent Lee Hazelwood schnell, und so ging man in Serie. Zur Hall-Verstärkung steckte Hazelwood Eddy mit seiner Gitarre in einen großen Wassertank: legendär auch für die Geschichte der Studioproduktion, lange vor den Konzeptalben der Beatles oder der Beach Boys.
Weitere Hits wurden etwa „Cannonball“, „Boss Guitar“ oder „Shazam“, nach dem heute eine Musikerkennungs-App benannt ist. Entscheidend für Eddys wachsende Popularität waren auch seine zahlreichen Auftritte in der Fernsehshow „American Bandstand“, dann wurde seine Musik zum Soundtrack von Jahrmarkt und Kirmes in aller Welt, ebenfalls entscheidend für die Jugendkultur. Trotz seines James-Dean-Looks und seiner Posen wirkte der Gitarrist eher brav, und wie viele andere kam er auch mal aus der Mode, fand aber auch immer wieder in diese zurück, weil Nachfolger wie Eric Clapton, Bruce Springsteen, Mark Knopfler oder jüngst Dan Auerbach an ihn erinnerten oder ihn gar einspannten. Am 30. April ist Duane Eddy im Alter von 86 Jahren in Tennessee gestorben.