Kriegen, angespannten Lieferketten und handelspolitischen Konflikten zum Trotz: Die Vorstandsvorsitzenden internationaler Unternehmen sind einer aktuellen Umfrage zufolge für das neue Jahr optimistischer, als sie es noch vor einem Jahr waren. Demnach rechnen 38 Prozent der Verantwortlichen mit einer Steigerung des Weltwirtschaftswachstums. Ein Jahr zuvor waren es nur 18 Prozent. Allerdings ist die Mehrheit immer noch skeptisch: 45 Prozent und damit fast jeder Zweite rechnen noch mit einem Rückgang. Im vergangenen Jahr waren jedoch noch drei Viertel der Befragten pessimistisch.
Das sind die Kernergebnisse des „CEO Survey“ im Auftrag der Wirtschaftsprüfungs- und Beratungsgesellschaft PwC. Für diese regelmäßige Befragung, die zum 27. Mal stattfand, wurden mehr als 4700 Unternehmenslenker aus rund 100 Ländern befragt. Die Ergebnisse wurden am Montag in Davos zum Auftakt des Weltwirtschaftsforums vorgestellt.
Angesichts der eingetrübten Wirtschaftsentwicklung in Deutschland erscheinen die Ergebnisse der hiesigen Topmanager besonders überraschend. Denn der Anteil derjenigen, die von einem dynamischeren Wachstum der Weltwirtschaft ausgehen, schoss von mageren 14 Prozent im Vorjahr auf 67 Prozent in die Höhe. Nur noch gut ein Fünftel der Befragten geht von einem negativen Trend aus, zuletzt waren es noch vier Fünftel.
Petra Justenhoven, PwC-Deutschlandchefin, sprach angesichts der Ergebnisse von einem positiven Signal in Zeiten großer geopolitischer und wirtschaftlicher Herausforderungen. „Die Chancen technologischer Innovationen werden erkannt und müssen genutzt werden“, sagte Justenhoven mit Blick auf die Gründe für die Rückkehr des Optimismus. Neben dem Krieg in der Ukraine und im Gazastreifen stehen in den Schweizer Alpen auch eine Woche lang Zukunftstechnologien im Mittelpunkt, vor allem geht es dabei um neue Geschäftsmodelle, die auf Künstlicher Intelligenz basieren.
Allerdings birgt die Entwicklung auch die größten Risiken. 42 Prozent der deutschen Vorstandschefs sehen ihre Unternehmen durch Cyberrisiken stark gefährdet. International gibt es nur halb so viele Bedenkenträger. Auch bei geopolitischen Konflikten und dem Klimawandel (beides 28 Prozent) sind die deutschen Verantwortlichen in den Unternehmen deutlich skeptischer als ihre internationalen Kollegen. Dahinter folgen makroökonomische Volatilität und Inflation. Gesundheitsrisiken und soziale Ungleichheit rangieren als Geschäftsrisiken dagegen weit dahinter.
In der Rangliste der attraktivsten Wirtschaftsräume landet Deutschland hinter den USA und China zwar wieder auf Rang drei (vor Großbritannien und Indien), büßt aber drei Punkte auf 15 Prozent Zustimmung der ausländischen Konzernchefs ein. Fragt man die deutschen Chefs, woran es hängt, fällt die Meinung deutlich aus: 65 Prozent gaben an, dass in den vergangenen fünf Jahren gesetzliche Vorgaben zu großen Veränderungen in Prozessen geführt hätten – international sind es nur 42 Prozent, die das von ihrem Heimatland denken. Vier von zehn Befragten gaben zudem Störungen der Lieferketten an. Fast jeder dritte deutsche Chef glaubt mittlerweile, dass sein Unternehmen in zehn Jahren nicht mehr wirtschaftlich tragfähig sein wird, heißt es in der Auswertung der Befragung weiter. Für PwC-Managerin Justenhoven zeigt dies den Veränderungsdruck, unter dem viele Unternehmen stehen.