An der zentralen Ausbildungsstätte für hessische Finanzbehörden soll es Ende Januar zu einem rassistischen Vorfall gekommen sein. Auf einer Party im Studienzentrum in Rotenburg/Fulda sollen einige der 100 Teilnehmer ausländerfeindliche Äußerungen zu einem Popsong gegrölt haben. Das Finanzministerium bestätigte, dass es einen Verdacht gebe und ermittelt werde, machte zu den Äußerungen aber keine konkreten Angaben.
Nach F.A.Z.-Informationen soll es sich um den Song „L’amour toujours“ von Gigi D’Agostino gehandelt haben. Rechtsextreme dichten den Refrain des eigentlich unpolitischen Liebeslieds von 2001 seit kurzem um und singen: „Deutschland den Deutschen. Ausländer raus.“ In den vergangenen Wochen haben sie den Hit mehrfach als Soundtrack für rechtsextreme Videos genutzt. Auch auf Karnevalspartys war er zu hören.
Nachwuchs für die Landesbehörden
Der Vorwurf in Rotenburg richtet sich gegen einzelne Bedienstete und Studenten des Studienzentrums, wie die Einrichtung am Donnerstag bestätigte. Dort werden jährlich rund 1000 Männer und Frauen für die hessische Finanzverwaltung sowie die hessische und thüringische Justiz ausgebildet. Der Nachwuchs für die Landesbehörden wohnt auf dem Campus des Zentrums. Dieses betont im Internet, dass „Vielfalt aller Art von großer Bedeutung“ sei.
An der Party durften keine Gäste teilnehmen. Weil die Ermittlungen der Polizei andauerten, könne bisher „keine Aussage getroffen werden, ob und inwiefern sich die im Raum stehenden Vorwürfe gegenüber Einzelnen erhärten werden“, hieß es vom Studienzentrum. Der hessische Finanzminister Alexander Lorz (CDU) kündigte dienstrechtliche Konsequenzen an, sollten sich die Vorwürfe bewahrheiten. „Wer sich nachweislich rassistisch verhält, sollte keinen Platz in unserer Verwaltung haben.“ Die Schule habe „unverzüglich“ die Polizei informiert, nachdem der Verdacht bekannt geworden sei.
Weitere Details zu den mutmaßlichen Vorfällen waren zunächst weder aus den betreffenden Ministerien noch von Staatsanwaltschaft und Polizei zu erfahren.