Das Erstrunden-Aus vom Fußball-Drittligaklub Hallescher FC hat ein unschönes Nachspiel. Trainer Alexander Zorniger von der Spielvereinigung Greuther Führ sprach nach dem 1:0-Erfolg am Samstagabend von einem hässlichen Zwischenfall. „Einer meiner Spieler, Julian Green, wurde im Stadion rassistisch beleidigt und als Affe tituliert. Wenn der eine oder andere Vollpfosten meint, er muss tatsächlich jemanden rassistisch beleidigen, dann kann der DFB nochmal eine Respekt-Kampagne fahren. Aber es geht darum, dass wir selbst Charakter zeigen“, sagte Zorniger und forderte in unserer Gesellschaft mehr Zivilcourage.
Der Vorfall hatte sich laut Green bei einem Einwurf ereignet. „Es war ein Zuschauer während des Spiels. Aber ich wollte uns dadurch nicht aus der Ruhe bringen lassen, weil ich unbedingt gewinnen wollte. Und das tut denen dann am meisten weh“, äußerte der 28 Jahre alte US-Amerikaner. Ausführlicher wollte sich der Mittelfeldspieler aus Florida nicht zu dem Eklat äußern. Daher ging er auch nicht zu den Schiedsrichtern. Nach dpa-Informationen ist auch nichts im Spielbericht vermerkt.
Sein Trainer wurde dafür umso deutlicher. Zorniger nutzte sein Eingangs-Statement bei der Pressekonferenz, um sich direkt an die Halle-Fans zu wenden und seine Forderung nach Zivilcourage zu bekräftigen. „Das Stadion ist zu 95 Prozent ausgelastet. Es waren genug Leute da, die hätten eingreifen können. Da hat jeder gehört, was der andere sagt. Wenn dann einer rassistisch beleidigt wird, dann muss ich halt mal sagen: Halt die Klappe“, befand der 55 Jahre alte Coach des fränkischen Fußball-Zweitligavereins.
Eklat überschattet des Spiel
Insgesamt verfolgten 11.251 Zuschauer das Spiel in der Arena. Ob wirklich keiner der Anhänger eingeschritten war, konnte nicht überprüft werden. HFC-Pressesprecherin Lisa Schöppe bat nach den Fürther Ausführungen umgehend im Namen des Vereins um Entschuldigung für das Fehlverhalten einzelner Zuschauer.
Der Eklat um Green überschattete Armindo Siebs Siegtor (19. Minute) und den reifen Auftritt der Fürther. Der von Personalsorgen geplagte HFC, der in der Nachspielzeit der ersten Halbzeit Erich Berko (45.+3) mit Roter Karte verlor, nachdem er mit gestrecktem Bein das Knie von Luca Itter getroffen hatte, spielte dennoch mutig weiter.
Vor dem Anpfiff setzte der HFC ein Zeichen für den plötzlich erkrankten Niklas Kreuzer. Die Mitspieler hielten ein Plakat hoch mit der Aufschrift: „Wir stehen hinter dir, Kreuz“. Am Freitag war beim Verteidiger die Diagnose Hodenkrebs festgestellt worden. Schlussmann Sven Müller verhinderte gegen Tim Lemperle (76.), Marco Meyerhöfer (78.) und Dennis Srbeny (84.) eine höhere Gästeführung.
Die Hausherren setzten auf Konter. Dominic Baumann (64.) verfehlte nach einem Solo das gegnerische Gehäuse. Nach einer Fürther Ecke in der 88. Minute schaltet der HFC blitzschnell um. Der eingewechselte Henry Jon Crosthwaite schickt den ebenfalls eingewechselten Andor Bolyki, der frei durch ist. Der Schiedsrichter entscheidet auf Abseits – es war eine Millimeter-Entscheidung.
„Wir hatten zwar viel Ballbesitz, haben aber wegen des starken Fürther Gegenpressing fast nichts zu Ende spielen und deswegen kaum Druck auf die letzte Kette ausüben können“, sagte Sreto Ristic und fügte an: „Die Rote Karte gegen Erich Berko hat es für uns nicht einfacher gemacht. In Unterzahl wollten wir dann natürlich nicht sofort ins offene Messer laufen und sind erst in den letzten Minuten volles Risiko gegangen.“