Die Nachfrage nach börsengehandelten Indexfonds (ETF) auf Aktien hat sich weiter beschleunigt. Wie der deutsche Fondsverband BVI am Dienstag mitteilte, ließen sich im ersten Halbjahr mehr als 80 Prozent der Nettomittelzuflüsse in Publikumsfonds allein auf Aktien-ETF zurückführen. Jenseits der ETF überwogen sogar die Abflüsse. Gerade im Aktienbereich berichtete der Verband von 9,5 Milliarden Euro Zuflüssen in ETF, während aus den teureren klassischen Aktienfonds mit aktivem Fondsmanagement 2,7 Milliarden Euro abflossen. Der Trend zu ETF ist unvermindert intakt. Der Marktanteil der ETF wuchs im Jahresvergleich um gut 2 Prozentpunkte. Mit knapp 18 Prozent machen Indexfonds jedoch weiterhin nur den kleineren Teil der Fondsbranche aus. Aktiv gemanagte Fonds sind noch in der klaren Mehrheit.
Innerhalb der Anlageklassen finden Anleihen derzeit den größten Anklang. Fast 11 Milliarden Euro flossen den entsprechenden Fonds im ersten Halbjahr netto zu, in Aktienfonds wurden 7 Milliarden Euro neu investiert, während aus Mischfonds weitere gut 6 Milliarden Euro abflossen. Das Jahr 2022 beendete einen jahrelangen Aufschwung. Bis dahin wurden Mischfonds als das Beste aus den Welten Aktien und Anleihen verkauft – dank der breiten Streuung mit geringen Risiken. Das Jahr 2022 brachte indes Verluste in Aktien und Anleihen in einem Gleichklang und Ausmaß wie seit Jahrzehnten nicht mehr.
Mit gut 350 Milliarden Euro liegt in Mischfonds immer noch deutlich mehr Anlegergeld als in Anleihefonds mit 220 Milliarden Euro. Vorne rangieren Aktienfonds mit knapp 700 Milliarden Euro. Einen starken Aufschwung auf 47 Milliarden Euro erlebten dank der Zinswende Geldmarktfonds. Aus Immobilienfonds flossen angesichts sinkender Immobilienpreise gut 2 Milliarden Euro ab. Von Panik ist angesichts des deutlich eingetrübten Umfelds für die Branche jedoch nichts zu sehen. 127 Milliarden Euro steckten zur Jahresmitte weiter in offenen Immobilienfonds.
Mit knapp 1,5 Billionen Euro sind die beschriebenen Publikumsfonds, in die Privatanleger ihr Geld investieren können, der kleinere Teil der deutschen Fondsbranche. Gut 2,7 Billionen Euro sind in Spezialfonds und speziellen Mandaten in Fonds angelegt. Größte Kunden sind hier Altersvorsorgeeinrichtungen wie berufliche Versorgungswerke, Versicherer, Banken, Unternehmen, Kirchen und Stiftungen. Ein großer Teil der privaten und betrieblichen Altersvorsorge liegt damit in Fonds.
In der Summe sind zur Jahresmitte 4,3 Billionen Euro in Deutschland in Fonds angelegt. Damit wurde der Rekordwert vom Jahresende 2021 wieder erreicht. Binnen zehn Jahren hat sich das angelegte Vermögen in Fonds von damals 2,2 Billionen Euro annähernd verdoppelt. Die meisten Fonds für deutsche Anleger werden indes nicht in Deutschland aufgelegt, sondern wegen eines attraktiveren regulatorischen Umfeldes in Irland oder Luxemburg.