Der CDU-Politiker Christoph Ahlhaus war Erster Bürgermeister von Hamburg und ist seit Juli 2023 Vorsitzender der Geschäftsführung des Mittelstandsverbands BVMW.
Bild: Christoph Ahlhaus, Vorsitzender der Geschäftsführung Der Mittelstand. BVMW.
Die Krise trifft den Mittelstand hart. Doch klagt die Branche auch über ein zunehmend unternehmerfeindliches Klima. Mittelstandschef Christoph Ahlhaus fordert ein Machtwort des Bundeskanzlers im Ampel-Streit.
Unternehmer sind geschockt nach dem Stopp des Wachstumschancengesetzes. Wie ist die Stimmung im Mittelstand?
Die Stimmung ist schlecht. Das hören wir von den Mitgliedern unseres Verbands jeden Tag. In einer aktuellen Umfrage unter gut 1200 mittelständischen Firmen fordern fast 90 Prozent der Unternehmer einen politischen Neustart nach der Sommerpause. Sie fühlen sich unverstanden, überreguliert und alleingelassen.
Kritik von Unternehmern etwa an Bürokratie oder zu hohen Steuern ist nicht neu. Ist das nur das übliche Meckern?
Selbst in besten Zeiten wird Kritik an Details geäußert. Doch mittlerweile kritisieren Unternehmer nicht mehr nur einzelne Maßnahmen, sondern vielmehr die schlechten Rahmenbedingungen in Deutschland. Dafür machen sie nicht allein die Politik verantwortlich, sondern die ganze Gesellschaft. Im Rahmen der Umfrage unter unseren Mitgliedern haben wir eine neue negative Dimension festgestellt. Mehr als jedes vierte Unternehmen bezeichnet die Situation am Standort Deutschland als sehr schlecht. Fast jedes zweite der befragten Unternehmen will in den kommenden 12 Monaten keine Mitarbeiter mehr einstellen, und 7 Prozent denken sogar über Stellenabbau nach. Wenn die Hälfte der mehr als 3 Millionen kleineren und mittleren Unternehmen in Deutschland auf Einstellungen verzichten, wird das mit voller Wucht auf den Arbeitsmarkt zurückschlagen.