Der deutsche Technologiekonzern Siemens wird seine Zusammenarbeit mit dem amerikanischen Chiphersteller Nvidia ausweiten. Das kündigten Siemens-Vorstandsvorsitzender Roland Busch und Nvidia-Chef Jensen Huang am Montag auf einer Technologiekonferenz des US-Unternehmens an. Nvidia ist auf Grafikchips für die Künstliche Intelligenz (KI) spezialisiert und nimmt hier eine Führungsrolle ein, weil fast alle KI-Rechenzentren auf die Chips angewiesen sind.
Nun will Siemens mit den Nvidia-Produkten sein Angebot für Industriekunden auf dem Gebiet digitaler Zwillinge deutlich vorantreiben. Dabei steht das industrielle Metaverse im Mittelpunkt. Das ist ein virtueller Raum, der die reale Welt wie ein digitaler Zwilling abbildet. Reale Umgebungen wie zum Beispiel Fabriken oder Transportsysteme sollen virtuell simuliert werden.
Wie in der realen Welt
Doch gab es hier immer wieder Verzögerungen in der Visualisierung, weil die grafische Rechenleistung an Grenzen stieß, wenn die Auswirkungen unterschiedlicher Temperaturen oder defekter Bauteile auf die Prozesse abgebildet werden sollten. Hier kommen künftig die besonders leistungsfähigen Nvidia-Chips zur Geltung, um virtuelle Simulation sowie deren Visualisierung deutlich zu beschleunigen.
Aufgaben, die früher Tage dauerten, würden jetzt innerhalb von Stunden erledigt, wobei die technischen Entwicklungsdaten in ihrem Kontext dargestellt würden, wie sie in der realen Welt erscheinen würden, verspricht Siemens. „Wir werden revolutionieren, wie Produkte designt, hergestellt, gewartet und wahrgenommen werden“, kündigte Busch an.
Auf dem Weg zum industriellen Metaverse ermöglicht diese nächste Generation von Industriesoftware den Kunden, Produkte zu erleben, als wären sie in der realen Welt: in ihrem Kontext, atemberaubend realistisch und künftig auch durch Interaktion in natürlicher Sprache“, fügte er hinzu.
Industrie vor gewaltiger Transformation
Gemeinsam mit Nvidia will Siemens beschleunigtes Computing, generative, also selbst lernende KI sowie die Nvidia-Anwendungen (Omniverse Cloud) auf der Xcelerator-Plattform den Unternehmenskunden anbieten. „Omniverse und generative KI treiben die gewaltige Transformation von Industrieunternehmen voran“, sagt Nvidia-Chef Huang. Siemens bringt nach seinen Worten die Plattformen von Nvidia zu seinen Kunden und eröffnet Entscheidern in allen Branchen neue Möglichkeiten, die nächste Welle KI unterstützter digitaler Zwillinge jeder Größe zu entwickeln.
Auf der Konferenz haben die beiden Partner nach eigenen Angaben gezeigt, wie generative KI die Visualisierung komplexer Daten revolutionieren und Fotorealismus ermöglichen wird. Als Beispiel diente der Schiffbauer HD Hyundai. Das südkoreanische Unternehmen ist führend in der Entwicklung nachhaltiger Schiffe, die mit Ammoniak oder Wasserstoff betrieben werden.
Nach Angaben von Siemens handelt es sich dabei um einen komplexen Vorgang, der hohe Detailgenauigkeit und den simultanen Überblick über sehr viele – bis zu sieben Millionen – Bauteile erfordert. Mit dem neuen Produkt ließen sich diese gewaltigen technischen Datensätze vereinheitlichen und interaktiv visualisieren, wirbt Siemens. Zu finanziellen Details der intensiveren Kooperation mit Nvidia machte Siemens keine Angaben.