Im Strudel der Signa-Pleite ist nun auch der Elbtower zahlungsunfähig. Die Hamburg, Elbtower Immobilien GmbH & Co. KG, wie die entsprechende Gesellschaft korrekt heißt, habe mitgeteilt, dass sie Insolvenz beantragt habe, teilte die Stadt Hamburg mit. „Damit kann die Stadt Hamburg nun ihr kaufvertraglich gesichertes Wiederkaufsrecht sowie die Übernahme aller Planungs- und Bauverträge geltend machen“, wird Karen Pein, die Senatorin für Stadtentwicklung und Bauen in der Mitteilung zitiert.
Das bedeutet aber keineswegs, dass es an dem aktuell rund hundert Meter hohen Rohbau nahe der Elbbrücken bald wieder vorangeht. Die Senatorin weist vielmehr darauf hin, dass der Elbtower ein „privatwirtschaftliches Projekt“ sei. Im Rahmen des Insolvenzverfahrens sei zu erwarten, dass eine privatwirtschaftliche Lösung gefunden werde und zeitnah mit dem Weiterbau begonnen werden könne. Der Kaufvertrag stelle dabei sicher, dass wesentliche Veränderungen nur im Einvernehmen mit der Stadt Hamburg erfolgen könnten.
Ob die Erwartung allerdings Realität wird, ist noch unklar. Als Investor war in der Vergangenheit vielfach der Logistikmilliardär Klaus-Michael Kühne ins Gespräch gebracht worden, der aus Hamburg stammt und unter anderem auch Großaktionär der Reederei Hapag-Lloyd ist. Er hatte allerdings im Gespräch mit der F.A.Z. schon frühzeitig signalisiert, dass er sich durch solche Gerüchte in ein Investment gedrängt sieht, das er durchaus skeptisch sehe.
Tragfähigkeit schon länger infrage gestellt
Tatsächlich gibt es vielfach Zweifel, ob der Elbtower jemals ein tragfähiges Geschäftsmodell hatte. Abgesehen davon, dass die Ankermieter in Dreiecksgeschäften mit Signa-Gesellschaften gefunden wurden, gelten auch die geplanten Mieteinnahmen als unrealistisch hoch. Ein Indiz für ein nicht tragfähiges Geschäftsmodell könnte auch die Tatsache sein, dass Signa für die Finanzierung des Hochhauses keine Bankkredite beschaffen konnte, sondern das Projekt weitgehend mit Eigenkapital starten musste.
Sollten sich im Insolvenzverfahren keine Investoren finden, könnte die Stadt allerdings um ihr Wiederkaufsrecht erst einmal kämpfen müssen, warnt Heike Sudmann, die sich für die Linksfraktion in der Bürgerschaft intensiv mit den rechtlichen Details rund um den Elbtower befasst hat. Demnach sehe der Vertrag ein Wiederkaufsrecht vor, wenn es eine Insolvenz nach Fertigstellung gebe. Von einer Fertigstellung sei der Elbtower aber noch weit entfernt, bemerkt Sudmann. Sie wiederholte ihre Forderung, die Stadt dürfe kein Geld für das Hochhausprojekt ausgeben: „Das Versprechen des Senats, keinen Cent Steuergeld zu verwenden, darf jetzt nicht wie der Elbtower ins Wanken geraten.“
Die Stadt werde umgehend mit dem Insolvenzverwalter Kontakt aufnehmen, kündigte Stadtentwicklungssenatorin Pein an. Nachdem der Antrag in Berlin gestellt wurde, ist Torsten Martini aus der Kanzlei Görg zum vorläufigen Insolvenzverwalter bestellt worden. Er ist schon für mehrere Signa-Gesellschaften tätig, unter anderem für die Signa Real Estate Management Germany berufen worden, die Ende November als erste Gesellschaft die Insolvenzwelle in René Benkos Immobilienimperium anführte.