Nicht jedes Hotel, das Belvedere heißt, hat auch den schönen Blick, den sein Name verspricht – dieses aber schon: Von der neuen Omakase–Bar des Hotel Belvedere schaut man weit über das Meer, unten sieht man die Chora, das Zentrum von Mykonos mit seinen zusammengewürfelten weißen Häusern, deren Kanten abgerundet sind, damit der Wind nicht so laut pfeift, wenn er über sie hinwegfegt. Abends versinkt die Sonne langsam hinter Delos und färbt dabei die strahlend weiße Architektur so glutrosa ein wie die Bougainvilleas über den Pergolen der Terrasse. Diese weißen Häuser, die sich, von schmalen und sehr schmalen Gassen durchzogen, in den Hang schmiegen, haben die Kykladen weltweit berühmt gemacht, aber am schönsten und reinsten sei diese Bebauung auf Mykonos, hieß es lange.
Alles, was Architektur zu sagen hat
Französische Archäologen, die wegen der Ausgrabungen auf der benachbarten Insel Delos – wo dem Mythos nach Artemis und Apollon geboren wurden – auf Mykonos untergebracht waren, hätten damals dafür gesorgt, dass es hier keine vielgeschossigen Neubauten geben dürfe, erzählt Tasos Ioannidis, der zusammen mit seinen Geschwistern nun die Geschicke des Belvedere lenkt. Denn über dieser sagenhaft schönen, Chora genannten kleinen Stadt thront seit Mitte des 19. Jahrhunderts das Haus der Familie. Einst lag es inmitten fruchtbarer Felder, was auf Mykonos schon damals eine Ausnahme war. Noch heute wirkt der Garten üppiger als alle anderen Orte auf der sonst eher kargen Insel. Immer schon zog sie illustre Reisende an. Der große Modernist Le Corbusier fand auf dem kleinen Eiland 1933 Inspiration und erklärte, „was immer Architektur zu sagen hat, sagt sie hier“, und wer will, kann in der asymmetrischen Fassade der Kirche Panagia Paraportiani unten am Meer ein Vorbild für seine berühmte Kapelle von Ronchamp erkennen.