Elon Musk hat vor Gericht eine schwere Niederlage erlitten, die ihn einen erheblichen Teil seines Vermögens kosten könnte. Eine Richterin im US-Bundesstaat Delaware hat jetzt ein Gehaltspaket im Wert von rund 55 Milliarden Dollar, das ihm der Elektroautohersteller Tesla im Jahr 2018 gewährte, für nichtig erklärt. Sie schlug sich damit auf die Seite eines Aktionärs, der eine Klage gegen Musk und Tesla eingereicht hatte. Der Aktionär hatte Musks Gehalt darin als exzessiv beschrieben.
Musk kann gegen das Urteil Berufung einlegen. Sollte die Entscheidung aber aufrechterhalten werden, müsste der Verwaltungsrat von Tesla ein neues Gehaltspaket für ihn schnüren, und er könnte seinen Titel als reichster Mensch der Welt verlieren. Im „Bloomberg Billionaire Index“ wird er derzeit mit einem Vermögen von 204 Milliarden Dollar an der Spitze geführt. Hinter ihm rangieren Jeff Bezos, der Gründer des Onlinehändlers Amazon.com, mit 186 Milliarden Dollar, und Bernard Arnault, der Vorstandschef des französischen Luxuskonzerns LVMH, mit 184 Milliarden Dollar.
Richterin nennt Musks Gehaltspaket „historisch noch nie dagewesen“ und „unfair“
Musks Gehaltspaket war sehr ungewöhnlich. Es gewährte ihm weder Grundgehalt noch Bonuszahlungen. Stattdessen sah es Aktienoptionen vor, die an das Erreichen bestimmter Meilensteine bei der Marktkapitalisierung sowie bei Umsatz und Gewinn geknüpft waren. Die Meilensteine klangen 2018 sehr ambitioniert, aber sie wurden im Laufe der Zeit alle erreicht. Teslas Börsenwert lag bei 60 Milliarden Dollar, als das Gehaltspaket beschlossen wurde, in den Jahren danach stieg er auf zeitweise mehr als eine Billion Dollar. Heute sind es rund 600 Milliarden Dollar, womit Tesla aber noch immer mit Abstand der wertvollste Autohersteller der Welt ist.
Die Aktionärsklage wurde im Herbst 2022 vor Gericht verhandelt, dabei sagte Musk auch persönlich aus. Die zuständige Richterin Kathaleen McCormick hat sich nach dem Prozess mit ihrer Entscheidung viel Zeit gelassen. Ihr jetzt verkündetes Urteil umfasst 201 Seiten, sie nennt Musks Gehaltspaket darin „historisch noch nie dagewesen“ und „unfair“. Der Prozess, der zur Genehmigung des Pakets geführt habe, sei „zutiefst fehlerhaft“ gewesen.
Die Richterin verwies auf die engen Verbindungen Musks zu den Mitgliedern des Verwaltungsrats, die für das Aushandeln seiner Entlohnung verantwortlich gewesen seien. Musk habe den „maximalen Einfluss“ ausgeübt, den ein Manager über ein Unternehmen haben könne, und der Verwaltungsrat habe sich nie die Frage gestellt, ob eine so üppige Bezahlung notwendig sei, um ihn zu halten. Die Richterin mutmaßte, das Gremium sei „vielleicht von Musks Superstar-Anziehungskraft verblendet“ gewesen.
Großer Teil von Musks Reichtum entfällt auf Tesla-Aktien
Musk ließ am Dienstag zunächst offen, ob er gegen das Urteil vorgehen will. Auf der Onlineplattform X schrieb er lediglich: „Tragt Euer Unternehmen nie im Bundesstaat Delaware ein.“ Tesla hat hier wie viele andere amerikanische Unternehmen auch seinen juristischen Sitz.
Ein großer Teil von Musks Reichtum entfällt auf seine Tesla-Aktien, sein Anteil lag zuletzt bei rund 13 Prozent. Musk hat größere Pakete von Tesla-Aktien verkauft, bevor er im Herbst 2022 für 44 Milliarden Dollar die Plattform Twitter – heute X – übernommen hat.
Erst vor wenigen Tagen hat Musk mit der Forderung nach einem weiteren üppigen Gehaltspaket aufhorchen lassen. Er drohte, künftig Produkte anderswo zu entwickeln, wenn er nicht mindestens 25 Prozent der Stimmrechte halte. Er sagte, dabei gehe es ihm nicht ums Geld. Er wolle sicherstellen, genug Einfluss zu haben, um nicht so leicht von institutionellen Investoren mit „seltsamen Ideen“ entmachtet werden zu können.