Tesla blickt auf ein weiteres schwieriges Quartal zurück. Der Hersteller von Elektroautos wies in seinen am Dienstag nach Börsenschluss vorgelegten Geschäftsergebnissen für die vergangenen drei Monate abermals einen erheblichen Gewinnrückgang aus. Auch die Zahl der ausgelieferten Fahrzeuge schrumpfte.
Der Aktienkurs fiel im nachbörslichen Handel zeitweise um mehr als 6 Prozent. Tesla hat ein turbulentes Jahr an der Börse hinter sich. In den ersten Monaten gab es einen erheblichen Kursrückgang, in den vergangenen vier Wochen hat die Aktie aber wieder mehr als ein Drittel an Wert gewonnen. Derzeit kostet sie ungefähr so viel wie zu Jahresbeginn.
Tesla kämpft im Moment mit einigen Herausforderungen. Das Wachstum im Geschäft mit Elektroautos hat sich in einigen Regionen der Welt abgeschwächt, und Tesla sieht sich verstärkter Konkurrenz gegenüber. In seiner amerikanischen Heimat zum Beispiel ist das Unternehmen zwar im Geschäft mit Elektroautos weiter klar führend, aber nach Erhebungen der Marktforschungsgruppe Cox Automotive fiel der Marktanteil im zweiten Quartal erstmals unter 50 Prozent.
Schon Anfang Juli hatte Tesla gemeldet, in den vergangenen drei Monaten 5 Prozent weniger Autos ausgeliefert zu haben als im Vorjahreszeitraum. Dieser Rückgang war allerdings etwas geringer als noch im ersten Quartal und auch als von Analysten erwartet, deswegen wurde er als Zeichen der Erholung gewertet. Im Quartalsbericht sprach Tesla jetzt mit Blick auf die Auslieferungszahlen von einer verbesserten Stimmung unter den Verbrauchern, auch wenn das Umfeld schwierig bleibe.
Besonders im wichtigen kalifornischen Markt zeigt Tesla offenbar Schwächen. Ein Verband von Autohändlern in dem Bundesstaat berichtete gerade, dass die Zahl der Anmeldungen von Tesla-Fahrzeugen hier im zweiten Quartal um 24 Prozent abgestürzt ist. Manche Beobachter bringen das damit in Verbindung, dass Vorstandschef Elon Musk zunehmend mit provozierenden und politisch aufgeladenen Meinungsäußerungen auffällt, die im rechten politischen Lager Zuspruch finden. Kürzlich hat er Donald Trump offen seine Unterstützung für die diesjährigen Präsidentenwahlen ausgesprochen. Kalifornien ist dagegen mehrheitlich linksliberal.
„Zwischen zwei größeren Wachstumswellen“
Teslas Umsatz stieg in den vergangenen drei Monaten um 2 Prozent auf 25,5 Milliarden Dollar, was etwas besser als von Analysten erwartet war. Das Wachstum ist aber vor allem dem Geschäft mit Stromspeichern zu verdanken, der reine Autoumsatz fiel um 7 Prozent. Der Nettogewinn sank um 45 Prozent auf 1,5 Milliarden Dollar, das Ergebnis je Aktie verfehlte die Erwartungen. Die von Analysten aufmerksam beobachtete Gewinnmarge im operativen Geschäft fiel von 9,6 auf 6,3 Prozent, sie lag allerdings damit wieder etwas höher als im ersten Quartal. Tesla hat umfangreiche Einsparungen angekündigt, darunter den Abbau von mehr als 10 Prozent seiner Arbeitsplätze. Im Quartalsbericht hieß es jetzt, Kostensenkungen hätten weiter Priorität.
Wie schon in den vorangegangenen beiden Quartalen sagte Tesla auch diesmal für das Gesamtjahr 2024 ein „spürbar“ niedrigeres Wachstum bei den Verkaufszahlen voraus, ohne dies allerdings genauer zu beziffern. Abermals bekundete das Unternehmen außerdem, es befinde sich „zwischen zwei größeren Wachstumswellen“. Die nächste Welle werde von der Einführung neuer Produkte sowie Fortschritten im autonomen Fahren ausgelöst.
Musk sagte in einer Telefonkonferenz, Tesla sei auf Kurs, im ersten Halbjahr 2025 ein „erschwinglicheres Modell“ auszuliefern. Ein Projekt rund um autonomes Fahren verzögert sich dagegen. Ursprünglich hatte Musk für den 8. August die Vorstellung von Robotaxis angekündigt, kürzlich hat er zugegeben, dass dies sich verzögern werde. Er wolle sich Zeit für „eine wichtige Designveränderung“ nehmen wolle, außerdem wolle Tesla „einige andere Dinge“ zeigen. Am Dienstag sagte Musk, die Veranstaltung solle nun am 10. Oktober stattfinden.
Schon seit einiger Zeit macht Musk große Versprechungen für autonome Fahrprojekte. 2019 sagte er, Tesla werde schon im kommenden Jahr eine Million Robotaxis auf der Straße haben, die Fahrzeuge werden aber bis heute auf sich warten. Bei der Aktionärsversammlung vor wenigen Wochen sprach er davon, dass Teslas Aktivitäten rund um autonomes Fahren eines Tages zwischen fünf Billionen und zehn Billionen Dollar zum Börsenwert des Unternehmens beitragen könnten. Derzeit liegt die Marktkapitalisierung bei rund 770 Milliarden Dollar.
Im Zusammenhang mit Teslas Standortpolitik kam auch der derzeitige Wahlkampf in den USA zur Sprache. Musk wurde nach dem Stand der Dinge für ein neues Werk in Mexiko gefragt, das er vor etwas mehr als einem Jahr angekündigt hat. Schon einige Monate später zeichnete sich eine Verzögerung ab, Musk sagte mit Verweis auf das globale wirtschaftliche Umfeld, er wolle sich mit den Bauarbeiten noch Zeit lassen. Jetzt sagte er sogar, das Projekt werde gestoppt, bis der Wahlausgang feststehe. Er begründete das mit der Drohung von Trump, im Falle eines Wahlsiegs in den USA Einfuhrzölle für in Mexiko gefertigte Autos zu erheben. Eine Investition in Mexiko würde dann “keinen Sinn machen“. Die “Gigafactory“ in dem Land sollte der fünfte Produktionsstandort für Tesla werden, nach den beiden US-Werken im kalifornischen Fremont und im texanischen Austin und den Fertigungsstätten in Schanghai und Grünheide.