Thailands Sportwelt: Muay-Thai-Kämpfer und MMA-Fighter bei der Hochzeit

Was ist Sport für die Leute? Hier und dort? Bei uns ist klar: Sport ist Fußball im Großen und Ganzen. Wenn man aber zum Beispiel in Bangkok bei Freunden ist, sieht die Welt schon anders aus. Was den Sport betrifft, so spielt, was hier wichtig ist, bisweilen sogar bei großen, eleganten Hochzeiten eine Rolle. Könnte man sich bei uns vorstellen, dass es bei einer Hochzeitsfeier einen Showkampf gäbe zwischen einem Muay-Thai-Kämpfer und einem MMA-Fighter? Dass dabei nicht Blut fließt, sondern ein Geheimnis gelüftet wird? Aber davon später mehr.

Steigen wir erst mal in den Skytrain, der auf Stelzen durch Bangkok rollt, eine Straßenbahn über den Dingen. Dort ist es wie überall, so gut wie jeder und jede hält sich ein Handy vor die Nase. Wenn man dem Jungen im Adidas-Trainingsanzug über die Schulter schaut, dann sieht man, was er so aufmerksam verfolgt, einen Muay-Thai-Kampf. Viele behaupten, dies sei die Königsform des sportlichen Kämpfens, nicht von dieser primitiven Brutalität der sogenannten Mixed Martial Arts (MMA), aber härter als das uns vertraute Boxen.

Was den Zugereisten erstaunt, ist dass sogar im Moloch dieser Stadt dem Rennradfahren gehuldigt wird. Morgens um sechs, dann ist es nicht so heiß, trifft man sich am Flughafen. Um ihn führt ein perfekt ausgebauter 23,5 Kilometer langer eigens für Rennradler angelegter Kurs. Hunderte Thais und ein paar Expats treffen sich hier, um in Gruppen um den Flughafen zu jagen, die schnellsten im mittleren 40er-Schnitt, so gut wie alle auf Maschinen und im Outfit der höchsten Güte- und Preisklasse.

Das sollte reichen für eine gewisse Grundfitness

Die tatsächliche High Society trifft sich im 1901 gegründeten Royal Bangkok Sports Club. Vom Skytrain aus sieht man das gewaltige Gelände mit einer Pferderennbahn und den im Inneren angelegten Golfplatz. Der Wert des riesigen Grundstücks mitten in der Stadt wird auf drei Milliarden Dollar (2,78 Milliarden Euro) geschätzt. 50.000 Dollar (46.268 Euro), beste Beziehungen und ausreichend Geduld für eine oft jahrzehntelange Wartefrist sollte aufbringen, wer hier Mitglied werden will.

Dieser Text stammt aus der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung.

Wer es in den Club schafft, hat Zugang zu Badminton, Basketball, Billard, Bridge, Schach, Cricket, Feldhockey, Fußball, Golf, Gym, Kampfsport, Polo, Qi Gong, Rugby, Squash, Schwimmen, Tischtennis, Tennis, Yoga. Das sollte, auch ohne Radsport, reichen für eine gewisse Grundfitness.

Und der Showkampf bei der Hochzeit? Der rosa gekleidete Muay-Thai-Kämpfer gegen den blau gewandeten MMA-Fighter? Das Geheimnis war ein delikates. Die Braut war schwanger und kaum einer der 250 Gäste wusste, ob es nun ein Junge oder ein Mädchen würde. Um es kurz zu machen: Natürlich gewann der Muay-Thai-Kämpfer, da wusste es jeder.