Nichts hat die Geldanlage in jüngster Zeit so sehr verändert wie die unter dem Kürzel „ETF“ populär gewordenen Indexfonds. Diese einfache Art des Investierens hat viele Anleger überzeugt. Ein klares und verständliches Prinzip, das sich nicht anmaßt, besser zu wissen, welche Aktien sich gut entwickeln werden und welche nicht.
ETF bilden die Wertentwicklung eines zugrunde liegenden Börsenbarometers nach: Steigt beispielsweise der Dax um 1 Prozent, gewinnt auch ein Dax-ETF 1 Prozent an Wert. Trotzdem ist nicht jeder ETF eine tolle Sache. Auch im Falle von Indexfonds gibt es teurere und günstigere ETF sowie bessere und schlechtere Indexkonstruktionen. Es ist darum aufschlussreich, sich eine Auswertung der ING anzuschauen: Die Onlinebank hat für die F.A.S. ermittelt, welche ETF unter ihren Kunden die beliebtesten sind (siehe Tabelle). Die Bank hat in Deutschland 9,5 Millionen Kunden, die Auflistung kann also eine gewisse Repräsentativität für sich beanspruchen.
Nur ein Anleihe-ETF
Beim Blick darauf fällt sogleich auf, dass ein bestimmter Index dominiert: Sehr viele der ETF bilden den MSCI World ab, was wenig erstaunlich ist. Das Barometer, das die Wertentwicklung von Aktien aus der ganzen Welt nachzeichnet, zählt seit Jahren zu den Top-Empfehlungen – trotz mancher Schwächen hat sich auch die F.A.Z. häufig dafür ausgesprochen. Interessant ist allerdings, dass sich die ING-Kunden mitnichten nur für eine Spielart des Index entschieden haben. Es gibt zahlreiche Varianten und außerdem viele verschiedene ETF-Gesellschaften, die diese Varianten anbieten. Für welche man sich entscheidet, kann durchaus einen Unterschied machen.
Grundsätzlich fällt an der Auswertung auf: Unter den 14 beliebtesten ETF findet sich nur ein einziger Anleihe-ETF, der „Xtrackers Euro Overnight“, alle anderen ETF haben einen Aktienindex als Grundlage. Darunter finden sich neun unterschiedliche Angebote für das Weltaktienbarometer MSCI World, zudem gibt es auch einen sogenannten „All World“-Fonds des Anbieters Vanguard auf der Liste, der sich im weitesten Sinne den Weltaktienfonds zuordnen lässt. Die anderen ETF bilden zweimal auf verschiedene Weise den amerikanischen Aktienmarkt nach und einmal den beliebtesten deutschen Aktienindex, den Dax.
Ist das nun eine gute Auswahl? Im Prinzip schon, findet Ali Masarwah, Chef der Fondsvergleichsplattform Envestor. Auf Weltaktienbarometer wie den MSCI World zu setzen habe sich in den vergangenen Jahren bewährt. Auch ETF auf den US-Aktienmarkt seien in der Regel sinnvoll – die Vereinigten Staaten sind nun einmal der wichtigste Börsenplatz der Welt. Aber Masarwah schiebt nach: „Bei einigen der ETF sind manche Details nicht stimmig.“ Und er hat auf der Liste auch einen ETF ausgemacht, von dem er klar abrät. Von dieser Ausnahme wird noch zu reden sein.
Zunächst allerdings zum beliebtesten Indexfonds auf der Liste, dem „iShares Core MSCI World“. Der ETF ist nicht ohne Grund so populär. Die Marke „iShares“ gehört zu Blackrock, der größten Fondsgesellschaft der Welt, und der MSCI World bildet die Wertentwicklung von rund 1400 Aktien aus insgesamt 23 verschiedenen Ländern ab. Dies ist also ein ETF, der als Basis in so gut wie jedes Portfolio passt. Allerdings ist wichtig zu betonen: Die Aktienmärkte der Schwellenländer wie beispielsweise China lässt der klassische MSCI World komplett außen vor. Außerdem hat das Gewicht amerikanischer Aktien im Index mittlerweile einen Wert von mehr als 70 Prozent erreicht. Dies hat vor allem mit den enormen Kursgewinnen zu tun, die US-Technologiekonzerne wie Nvidia in diesem Jahr erzielt haben. Mit dem ETF macht man derzeit nichts falsch, auch wenn Envestor-Chef Masarwah warnt: „Wenn die Rally der amerikanischen Technologieaktien eines Tages vorbei sein sollte, werden Anleger ein Problem bekommen.“ Bislang ist davon allerdings noch nichts zu sehen.
Welcher MSCI-World-ETF ist der beste?
Aber für welchen der vielen verschiedenen ETF auf den MSCI World sollten sich Anleger entscheiden? Das erste Auswahlkriterium sollten stets die Gebühren sein, die man für den ETF zahlen muss. Die ING-Liste gibt dafür einen interessanten Anhaltspunkt: Auf Platz drei steht mit dem „HSBC MSCI World“ ebenfalls ein MSCI-World-ETF, der etwas geringere Gebühren verlangt als der erstplatzierte Indexfonds. In der Wertentwicklung wirkt sich das auf den ersten Blick zwar nur minimal zugunsten des HSBC-ETF aus – aber solch vermeintlich kleine Differenzen im Nachkommabereich können im Laufe der Jahre zu einem nennenswerten Renditeunterschied führen.
Auch ein leicht zu übersehendes Detail in der jedem ETF zugeordneten Kennnummer, der sogenannten ISIN („International Security Identification Number“), kann eine Rolle spielen. Beginnt die Kennnummer mit „IE“ (der englischen Abkürzung für „Irland“), ist dies in aller Regel gut für Anleger. Insbesondere Indexfonds, die vor allem die Entwicklung amerikanischer Aktien abbilden wie ETF auf den MSCI World, profitieren nämlich von einem kleinen Steuervorteil, der mit dem Auflageort Irland einhergeht. Dies wirkt sich leicht positiv auf die Wertentwicklung der ETF aus. Kaufen kann man Indexfonds mit irischer Länderkennung übrigens von Deutschland aus ohne jede Einschränkung. Ob den ING-Kunden dieser Vorteil nun bewusst ist oder nicht: Immerhin sieben ETF in der Auswertung wurden in Irland aufgelegt.
Achtung, Indexabbildung!
Einen dritten wichtigen Punkt verdeutlicht die Liste ebenfalls: Obwohl die Materie technisch klingt, ist auch die Art der Indexabbildung für Anleger von Bedeutung. Damit gemeint ist Folgendes: In jüngster Zeit hat sich immer mehr die sogenannte „physische Replikation“ verbreitet, in der die ETF-Anbieter die Aktien eines Börsenbarometers gemäß ihren jeweiligen Anteilen am Index kaufen. In Konkurrenz dazu existiert die sogenannte „Swap“-Methode, bei der die ETF-Anbieter die Wertentwicklung des zugrunde liegenden Index mithilfe von speziellen Finanzinstrumenten künstlich nachbilden. Diese Methode gilt manchem als störungsanfälliger als die direkte Nachbildung des Index, das Verfahren ist jedoch für die Anbieter vergleichsweise günstig.
Welchen Unterschied die Nachbildungsart machen kann, zeigen die Plätze vier und fünf der Auswertung. Sie nehmen zwei ansonsten nahezu identische MSCI-World-ETF der Marke „Xtrackers“ ein, die zur Fondsgesellschaft DWS gehört. Es gibt aber eine wichtige Differenz: Einer der beiden ETF folgt der „Swap“-Methode. Obwohl seine Gebühr im Vergleich zum anderen Xtrackers-ETF mehr als doppelt so hoch ist, erzielt er nahezu die gleiche Wertentwicklung. Das zeigt zwei Dinge: Da die Wertentwicklung eines ETF immer nach Abzug der Gebühren ausgewiesen wird, kann der ETF mit der höheren Gebühr durch die Swap-Methode seinen Nachteil erstens spielend wettmachen. Und zweitens knöpft die DWS ihren Kunden im Wissen darum saftige Gebühren ab. Ihr Swap-ETF ist deswegen eher nicht zu empfehlen. Würde die Fondsgesellschaft dagegen den Preis zumindest in Richtung ihres anderen MSCI-World-ETF senken, wäre die Swap-Variante die bessere Wahl.
Dieser Text stammt aus der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung.
Another detail shows how much small things can have an impact in the supposedly clear group of global equity funds. Some of the ETFs on the list have suffixes such as “Dist” (for “distributing”) or “Acc” (for “accumulating”). The first ETF variant regularly distributes income such as dividends to investors, while the second variant automatically reinvests these. Even if the ING list shows no significant differences between these types of funds, experts like Ali Masarwah often prefer the accumulating variant. A key advantage of this is that, in the best case scenario, returns can increase above average, similar to the compound interest effect on bonds. In addition, ETF owners then do not have to worry about reinvesting their money.
But why does the performance of the second-placed “Vanguard FTSE All World” and the “iShares MSCI ACWI” in eleventh place differ so significantly from the other world equity ETFs? The explanation is simple: These are more comprehensive indices that include stocks from emerging markets in addition to stocks from industrialized countries. The latter have had a period of weakness in the recent past, which is also reflected in the performance of the ETF. The weaknesses of the MSCI World variants with the addition “SRI” (seventh and 13th place) have another reason: they are sustainability barometers that, for example, do not include the shares of classic energy companies. However, it is precisely such stocks that perform well in times of energy shortages.
Aside from global stock funds, ING customers invest in ETFs, against which there is little argument: the index fund on the S&P 500 replicates the most important US stock market barometer at extremely low fees, and the Dax ETF does the same for the German stock market. And the only bond ETF on the list, the “Xtrackers Euro Overnight”, invests its investors’ money in bonds with a very short term – which is why it can be a worthwhile addition to the current account for some.
The only ETF still missing from the evaluation is one that is clearly not recommended. Although the “iShares DJ Global Titans 50” has the best performance of all the ETFs shown, it achieved its outstanding gains primarily because it relies on tech companies such as Nvidia to a greater extent than the other index funds. However, even those who believe that their boom is far from over are not well served by the ETF. The fee of 0.51 percent is by far the highest of all the index funds examined.