Eine Einladung, der in Deutschland immer weniger Menschen folgen: Portal der Stadtkirche von Malchow
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Abschied von der Sonderrolle: Thomas Schüller diagnostiziert in seinem Buch ein „klerikales Komplettversagen“ bei der Aufarbeitung von Missbrauchsfällen. Und plädiert für die konsequente Trennung von Kirche und Staat.
Dieses Buch ist eine Streitschrift: polemisch, angriffslustig, mehr mit dem schweren Säbel als mit dem feinen Florett fechtend. Ihr Verfasser spießt so ziemlich alles auf, was es in Deutschland am Verhältnis der Kirchen zum Staat zu kritisieren gibt: das weltweit einmalige System einer staatlichen Kirchensteuer; ihren Körperschaftsstatus; das seit über hundert Jahren nicht umgesetzte Verfassungsgebot der Ablösung von Staatsleistungen an die Kirchen; die kirchlichen Sonderregelungen im Arbeitsrecht; die Existenz theologischer, also konfessionell gebundener Fakultäten an staatlichen Hochschulen.
Neu sind diese Kritikpunkte natürlich allesamt nicht. Doch lässt aufhorchen, dass sie nicht von einem Vertreter der Humanistischen Union oder der Giordano-Bruno-Gesellschaft vorgebracht werden, sondern vom Direktor des Instituts für Kanonisches Recht an der Universität Münster, der von sich selbst sagt, er habe nicht vor, der katholischen Kirche den Rücken zu kehren. Das zu betonen besteht durchaus Veranlassung, denn der Furor, mit dem er vor allem seine eigene Kirche geißelt, ist durchaus beträchtlich.