Der bekannte türkische Journalist Baris Pehlivan muss nach einer Haftunterbrechung wegen der Corona-Krise trotz Protesten zurück ins Gefängnis. Das sei rechtswidrig, kritisierte sein Anwalt, Hüseyin Ersöz, am Dienstag. Sein Mandant hätte von einer Regelung profitieren müssen, die es während der Corona-Krise freigelassenen Häftlingen ermöglicht, unter Auflagen in Freiheit zu leben, sagte er der Deutschen Presse-Agentur. Die Missachtung dieser Regelung könne nun auch als Druckmittel gegen andere Journalisten genutzt werden.
Im September 2020 war Pehlivan wegen Geheimnisverrats zu drei Jahren und neun Monaten Gefängnis verurteilt worden. Wegen der Corona-Krise wurde er nach sechs Monaten zunächst entlassen. Er muss nach Angaben seines Anwalts nun weitere siebeneinhalb Monate absitzen.
„Regelmäßig kommen Menschen ins Gefängnis, nur weil sie die Fakten geschrieben haben. Ich bin nur ein Sandkorn im Meer“, sagte Pehlivan, bevor er sich auf den Weg ins Gefängnis in Istanbul machte. Der Journalist arbeitet für oppositionelle Medien wie die Zeitung „Cumhuriyet“ und den Sender Halk TV.
Zur Zeit seiner Verurteilung war er Chefredakteur der Plattform Oda TV. Ihm wurde unter anderem vorgeworfen, die Identität eines in Libyen getöteten Mitarbeiters des türkischen Geheimdienstes MIT preisgegeben und Staatsgeheimnisse verraten zu haben. Oda TV hatte die Vorwürfe immer zurückgewiesen und erklärt, die Identität sei bereits bekannt gewesen.