Die Remiskönige der Liga haben wieder zugeschlagen. Unentschieden Nummer zwölf im 28. Spiel: Zumindest in dieser Statistik ist die Eintracht spitze. Nach der Nullnummer vor einer Woche gegen Union Berlin bekamen die 58.000 Zuschauer in der ausverkauften Arena gegen Werder Bremen beim 1:1 immerhin zwei Tore zu sehen. Erzielt wurden sie von Milos Veljkovic (62.) und Tuta (77.), der für die Eintracht den Ausgleich schaffte. Die Folge: Wieder ist nichts passiert. Wieder bleibt die Eintracht Sechster.
Überraschung in der Frankfurter Startelf: Nnamdi Collins hat sein Profidebüt gegeben. Der 20 Jahre alte Verteidiger, der am 9. August von der Eintracht mit einem Vertrag bis zum Sommer 2028 ausgestattet worden war, gehörte am Freitagabend unter Flutlicht tatsächlich zu Dino Toppmöllers Auserwählten. Der Trainer sah sich kurzfristig zu dieser Personalmaßnahme veranlasst, denn Ellyes Skhiri stand nicht zur Verfügung.
Hoffnungen auf Marmoush
Schuld daran, dass der Tunesier nicht spielen konnte, waren „leichte Faszienprobleme“. Bei Hugo Ekitiké wurden „leichte Adduktorenprobleme“ als Grund dafür angeführt, dass auch der Franzose passen musste. Wieder einmal also ruhten in der Offensive die Hoffnungen auf der Schaffenskraft des unermüdlichen Omar Marmoush.
Rookie Collins fand sich in der Dreierkette auf der rechten Seite wieder. Eine Position, auf die die Frankfurter Scouts bei der Suche nach hoffnungsvollen Zugängen in Dortmund aufmerksam geworden waren. Im Nachwuchsleistungszentrum des BVB war Collins seit 2016 am Ball. 2022 wurde Collins mit den A-Junioren deutscher Meister. „Nnamdi gehört zu den vielversprechendsten deutschen Talenten auf seiner Position“, schwärmte der Frankfurter Sportdirektor Timmo Hardung nach dessen Wechsel zur Eintracht. „Wir freuen uns, dass er sich für uns und unseren Weg entschieden hat.“
Max zielt früh zu hoch
Der Weg der Eintracht soll auch am Ende dieser Saison in das europäische Geschäft führen. Seit Weihnachten schon steht Toppmöllers Truppe auf Tabellenplatz sechs. Dass es seitdem weder nach oben noch nach unten gegangen ist, hat viele Gründe. In den zurückliegenden Spielen war es oft der „fehlende Punch“, den der Trainer als Grund für etliche Unentschieden anführte.
Gegen Werder sollte das ganz anders sein. Toppmöller hatte in Aussicht gestellt, „dass von meiner Mannschaft der Funke sofort auf die Fans überspringt. Alle von uns sind heiß drauf, ein gutes Spiel zu machen.“ Um Werder von Beginn an unter Druck zu setzen, hatte sich der Eintracht-Coach „eine sehr hohe Aktivität im Spiel gegen den Ball“ gewünscht.
Auf die erste Aktion vor dem Bremer Tor mussten die Fans sechs Minuten warten. Philipp Max, diesmal wieder auf der linken Außenbahn der Startelfkandidat, versuchte es mit einem Schuss. Erfolgversprechender war da schon die Szene, als Marmoush volley Maß nahm, seinen Meister aber im Werder-Keeper Michael Zetterer fand.
Viel zu tun für Trapp
Typisch für das Spiel der Eintracht in den vergangenen Wochen: Toppmöllers bemühte Truppe hätte durchaus in Rückstand geraten können. Die Gelegenheit, für Werder zu treffen, bot sich Jens Stage. Doch Kevin Trapp zeigte seine Klasse und verhinderte das mögliche 0:1 (25.). Halbwegs gefährlich wurde es noch einmal drei Minuten vor dem Seitenwechsel, als Ansgar Knauff mit einem Pass Marmoush bediente, doch der Ägypter an Zetterer scheiterte.
Auch nach zwei weiteren Kopfballaktionen – Tuta für die Eintracht (44.), Amos Pieper für Werder – wollte kein Torjubel aufkommen. Auch als es im zweiten Spielabschnitt weiterging, blieben Erfolgsmomente zunächst aus. Nach einer Standardsituation, einem von Fares Chaibi getretenen Freistoß, gab es keinen Grund zur Freude. Der Kopfball des aufgerückten Abwehrchefs Robin Koch ging rechts am Bremer Tor vorbei (49.).
Wie man es besser und effektiver macht, zeigte Werder. Anders als auf Seiten der Frankfurter glückte den Bremern in der 62. Minute ein Tor nach einer Standardsituation. Wieder war Marvin Ducksch der Ausgangspunkt. Als Stage den präzise geschlagenen Freistoß verwertete und sofort in Richtung Trapp schoss, konnte der Frankfurter Schlussmann noch parieren.
Doch als Milos Veljkovic den Abpraller zum 1:0 einschoss, war auch Trapp machtlos (62.). Zwar schaltete sich aus dem Kölner Keller noch Videoassistent Felix Brych ein, um eine mögliche Abseitsstellung zu überprüfen. Doch das Tor zählte.
Aufseiten der Frankfurter war Zugang Jean-Matteo Bahoya zu diesem Zeitpunkt schon im Spiel. Eric Junior Dina Ebimbe hatte für ihn Platz gemacht. Toppmöller reichte dies noch nicht, und so kamen auch Hugo Larsson (für Debütant Collins) und Niels Nkounkou (für Max) zu Einsätzen.
In der 73. Minute kam dann Farbe ins Spiel. Stage sah nach einem Foul an Bahoya Rot. Ein Vorteil, den die Eintracht prompt zu nutzen wusste. Tuta erzielte mit einem Kopfball den Ausgleich (77.). Niederlage abgewendet, Remis gesichert? Noch war nicht Schluss, noch musste die Eintracht aufpassen.
Denn bevor Schiedsrichter Robert Hartmann sich dazu entschloss, eine Nachspielzeit von neun Minuten anzusetzen, war auch die Eintracht nur noch zu zehnt. Nach einem rüden Foulspiel an Felix Agu wurde der zuvor verwarnte Tuta mit Gelb-Rot des Feldes verwiesen (87.).
Doch Hartmann korrigierte sich. Er lief zum Fernsehschirm, schaute sich die Szene noch einmal in aller Ruhe an – und zeigte Tuta die Rote Karte. Zehn Frankfurter gegen zehn Bremer: Zwar war es vornehmlich die Eintracht, die mit Macht auf das Siegtor drängte. Doch es fiel nicht mehr.