Der öffentliche Diskurs folgt mitunter dem Prinzip Planespotting. Planespotter sind Leute, die Flugzeuge beim Starten und Landen beobachten. Manche machen es sich zum Sport, währenddessen darüber zu dozieren, was der Pilot wohl gerade anstellt – selbst wenn sie das Innere eines Cockpits nur vom Vorbeigehen kennen.
Auf ähnliche Weise wird Politik benotet, werden Krankheiten und ihre Therapie, Konsum- und Kulturprodukte aller Art beurteilt. Die Planespotter bekommen mehr Gehör als die Piloten selbst. Und so wünscht man sich ein Praktikumsprogramm: drei Monate Mitlaufen im Bundestag, in einer Unfallklinik, im Altenheim, an einer Problemschule, in einer Bundeswehrkaserne, in der Kita, einer Großküche oder einem Filmset. Das wirkte sicher Wunder in Sachen Perspektiverweiterung.
So läuft das also an einem Filmset
Dafür gibt es Serien wie „The Franchise“, erdacht von Jon Brown, produziert von Armando Iannucci und Sam Mendes. Sie bietet diese Art positiven Mitläufertums am Filmset des Superheldenfilms „Tecto: Eye of the Storm“, eines eher unbedeutenden Teils einer großen Superheldenfilmreihe im Marvel-Stil. Es geht also um jenes auf Comics basierende Genre, das Kinogänger und Couchkartoffeln inzwischen ermüdet, aus Studiosicht viel zu lange als sichere Bank galt und mit dem Effet eines Dr. Frankenstein wieder und wieder neu zusammengesetzt wird (siehe die HBO-Serie „Watchmen“ oder Disneys „Wandavision“ als gelungene Beispiele).
Als stummer Zuschauerpraktikant begleitet man den ersten Regieassistenten Daniel Kumar (Himesh Patel), der wiederum von Dagmara „Dag“ Nwaeze (Lolly Adefope) begleitet wird. Frisch als dritte Regieassistenz am Set eingetroffen, fragt sie Daniel durchs Fenster seines SUV ob der „unguten Schwingungen“, warum er sich all das antut. Er antwortet mit einer Version des alten Witzes, den es nur für diese Situationen gibt: Ein Mann ist unglücklich, weil er von Berufs wegen seit 30 Jahren Elefantenkot in der Zirkusmanege aufsammelt und später verbrennt. Sein Bruder bietet ihm einen Bürojob an, „gut bezahlt, reguläre Arbeitsstunden“. Der Mann stutzt und antwortet irritiert: „What, and quit show business?“
Als Hollywood noch das Gewächshaus des Größenwahns war
Die Leinwand, immer noch stärkste Droge unserer Zeit – auch auf Produktionsseite? „The Franchise“ macht sich die Atmosphäre eines Filmsets zu eigen und ist eine dieser unfassbar schnellen US-Serien, die der Gleichzeitigkeit von allem hinterherinszenieren, als wäre Authentizität allein eine Frage des Tempos. Wer die großartige Serie „Veep“ kennt, von der „The Franchise“ sich einige Figurentypen abgeschaut hat, weiß, wie sich dieser Hagel aus Dialog-Kung-Fu-Schlägen anfühlt, der die Dinge desto wahrer erscheinen lässt, je absurder sie werden.
Studio-Wachhund und Abrissbirne Pat Shannon (Darren Goldstein) erklärt es seinem Sklaven Daniel so: Es gebe ein Oberhalb der Linie, da finde man Schauspieler, die „Talents“ (er spuckt das Wort fast aus). Es gebe ein Unterhalb der Linie, da befänden sich die Knechte. Er aber sei die Linie. So muss es Daniel nicht nur der Führungsetage recht machen, sondern auch seinem Regisseur Eric Bouchard (Daniel Brühl) und der frisch eingewechselten, ehrgeizigen Produzentin Anita (Aya Cash), seiner Ex.
“The Franchise” plays free of models from the “Behind the Scenes of Hollywood” genre from “Show People” to “The Player”, which come from times when films had to justify themselves less and Hollywood was celebrated as a hothouse of megalomania . “The Franchise” smashes its fogged windows with brick-built cynicism and spiteful characters (Richard E. Grant as “the Eye”) who, the higher they are in the pecking order, the less they understand of what comes before or behind them Camera is needed.
The series doesn't tell a story. She talks about what comes up against the stories and their telling (roughly summarized: lack of universal love), and about how in the end there is always something that can be sold to the audience and shortens the waiting time for the next big thing.
The Franchise runs on Sky Atlantic.