Noch vor nicht allzu langer Zeit schien das Umfeld für den Kauf einer eigenen Wohnung oder eines Eigenheims fast perfekt – abgesehen von durch das jahrelange Niedrigzinsumfeld zum Teil deutlich gestiegenen Immobilienpreisen und den persönlichen Lebensumständen. Doch höhere Zinsen für Immobiliendarlehen bereiten zusammen mit der inzwischen zwar wieder etwas zurückgehenden Inflation und hohen Energiekosten vielen Menschen große Sorgen. Diese Kombination schrecke im Durchschnitt fast 80 Prozent der Deutschen von dem Erwerb einer Immobilie ab, ergibt eine repräsentative Umfrage im Auftrag des Maklers Engel & Völkers.
Um sich den Traum von den eigenen vier Wänden dennoch erfüllen zu können, würden mehr als 90 Prozent der Befragten den privaten Konsum einschränken. 75 Prozent würden lieber mehr Eigenkapital einsetzen, damit die Darlehenssumme geringer bleibt. Rund zwei Drittel geben an, dass für sie eine Immobilienfinanzierung ohne Erbschaft oder Schenkung gar nicht möglich sei.
60 Prozent würden auf teure Kleidung und Schuhe verzichten
Gut die Hälfte der Umfrageteilnehmer ist bereit, auf eine Bestandsimmobilie auszuweichen, statt einen Neubau zu finanzieren. Das sagen besonders viele Umfrageteilnehmer im Alter von 50 bis 59 Jahren. Auch eine preiswertere Lage in einem anderen Stadtteil oder einer ländlichen Gegend ist für 40 Prozent der Befragten eine Möglichkeit, um Kosten zu sparen. Fast ähnlich viele würden sich für eine andere Wohnform entscheiden und ein Reihenhaus oder eine Wohnung statt eines Einfamilienhauses wählen. Unter den 30- bis 39-Jährigen sagt das fast die Hälfte. Ein vergleichbarer Anteil würde sich für eine weniger hochwertige Ausstattung entscheiden, um die Kosten geringer zu halten, oder einen kleineren oder gar keinen Garten wählen.
Und wobei würden sich die Befragten einschränken? 60 Prozent würden zum Beispiel auf teure Kleidung und Schuhe verzichten, ebenso viele auf den Kauf eines teuren Autos. Etwa die Hälfte aller Befragten sieht Sparpotenzial beim Verzicht auf teure Einrichtungsgegenstände, bei Schönheits- und Wellness-Produkten sowie Aktivitäten oder Restaurantbesuchen. Neben den Immobilienpreisen und den Bauzinsen sorgen auch die hohen Kaufnebenkosten, wie die Grunderwerbsteuer und lange Genehmigungsprozesse für Zurückhaltung bei der Immobilienfinanzierung.
Die Rahmenbedingungen in der Immobilienbranche hätten sich in den vergangenen zwei Jahren deutlich geändert, sagt Rebecca Scheidler, Geschäftsführerin von Engel & Völkers Finance Germany GmbH. Die Zinsen für Immobiliendarlehen hätten sich vervierfacht. Die Kosten für Bestandsimmobilien seien weiterhin auf einem recht hohen Niveau, und der Neubau sei vieler Orten zum Erliegen gekommen. Neben den Immobilienpreisen und den Bauzinsen sorgen auch die hohen Kaufnebenkosten, wie die Grunderwerbsteuer und lange Genehmigungsprozesse für Zurückhaltung bei der Immobilienfinanzierung.