Die italienische Großbank Unicredit will den heimischen Rivalen Banco BPM im Zuge eines rund zehn Milliarden Euro schweren Aktientauschs übernehmen. Das Angebot sei jedoch unabhängig von den Investitionen in die deutsche Commerzbank, teilte Unicredit am Montag mit. „Europa braucht stärkere, größere Banken, die ihm bei der Entwicklung seiner Wirtschaft helfen und ihm helfen, mit den anderen großen Wirtschaftsblöcken zu konkurrieren“, erklärte Unicredit-Chef Andrea Orcel. Er erwarte, dass der BPM-Deal innerhalb von zwei Jahren nach Abschluss des Umtauschangebots zu einem Gewinn pro Aktie im hohen einstelligen Bereich führen wird.
Unicredit kündigte an, 0,175 Stammaktien für jede BPM-Aktie zu bieten. Das Umtauschverhältnis entspricht einem Angebotswert von 6,67 Euro pro Aktie, was einen Aufschlag auf den Schlusskurs der BPM-Aktie vom Freitag von etwa 0,4 Prozent bedeuten würde. BPM war für eine Anfrage zunächst nicht erreichbar.
Bei derzeit etwas mehr als 1,5 Milliarden Banco-BPM-Aktien wären dies rund 265 Millionen Unicredit-Anteile. Die Unciredit müsste dafür ihr Kapital um rund 16 Prozent erhöhen. Die Banco-BPM wird derzeit mit etwas mehr als 10 Milliarden Euro bewertet; die Unicredit kommt auf rund 62 Milliarden Euro. Die italienische Großbank hatte sich zuletzt etwas mehr als ein Fünftel an der Commerzbank gesichert und ist an einer Übernahme der deutschen Konkurrentin interessiert. Die Commerzbank ist an der Börse derzeit rund 18 Milliarden Euro wert.
Unicredit hat sich über Finanzderivate nach eigenen Angaben bereits Zugriff auf bis zu 21 Prozent der Anteile an der Commerzbank gesichert. Sie hat zudem bei den bei der Europäischen Zentralbank angesiedelten Aufsichtsbehörden beantragt, die Commerzbank-Beteiligung auf bis zu 29,9 Prozent ausbauen zu dürfen. Börsianer spekulieren darauf, dass die Unicredit die Commerzbank übernehmen will. Das Frankfurter Institut will aber unabhängig bleiben.
Finanzminister Kukies kritisiert Unicredit-Vorgehen
Bundesfinanzminister Jörg Kukies erwartet derweil, dass die italienische Unicredit ihre Übernahmepläne für die Commerzbank fallen lässt. „Wir haben da eine sehr kritische Grundhaltung und der Vorstandsvorsitzende der Unicredit hat gesagt, dass er sich über die Kritik der Bundesregierung nicht hinwegsetzen will“, sagte der SPD-Politiker am Sonntagabend in der ARD. „Von daher gehe ich davon aus, dass er das dann auch nicht machen wird.“ Unicredit-Chef Andrea Orcel hatte am Freitag in London gesagt, während des Vakuums vor der für Ende Februar geplanten Bundestagswahl wolle sein Haus nicht aktiv werden.
Kukies machte klar, dass die Bundesregierung und viele Stimmen in der deutschen Opposition eine sehr kritische Grundhaltung zu einer solchen Übernahme hätten. „Ich möchte dazu sagen, unsere Kritik bezieht sich ausschließlich auf das spezifische Vorgehen, das die Unicredit in diesem Fall gewählt hat“, betonte der Finanzminister. Allgemein sei der deutsche Bankenplatz sehr offen. Es gebe in Deutschland fünf internationale Großbanken mit systemischer Relevanz, die in ausländischer Hand seien und das sei auch kein Problem.
Die Mailänder Unicredit-Bank, die in Deutschland bereits mit der Münchner HypoVereinsbank aktiv sind, hatte sich über Finanzderivate nach eigenen Angaben Zugriff auf bis zu 21 Prozent der Commerzbank-Anteile gesichert. Bei den Aufsichtsbehörden wurde zudem beantragt, die Beteiligung auf bis zu 29,9 Prozent ausbauen zu können. Die Bundesregierung hat sich klar gegen eine feindliche Übernahme ausgesprochen. Sie hält noch zwölf Prozent an der Commerzbank. Dieses Paket soll bis auf weiteres nicht angetastet werden.