Der Warenhauskonzern Galeria Karstadt Kaufhof hat am Dienstag vor dem Amtsgericht Essen Insolvenz beantragt. Das ist das dritte Sanierungsverfahren des Unternehmens in nicht einmal vier Jahren. Zum vorläufigen Insolvenzverwalter des letzten deutschen Warenhauskonzerns bestellte das Amtsgericht den Hamburger Anwalt Stefan Denkhaus. Denkhaus ist auch Sprecher des Gravenbrucher Kreises ist, eines Zusammenschlusses der führenden überregionalen Insolvenzverwalter. Der Sanierer will nun versuchen, einen neuen Eigentümer für Karstadt und Kaufhof zu finden. Eine Zerschlagung sei ausdrücklich nicht das Ziel des Insolvenzverfahrens.
Galeria macht die Schieflage seiner Muttergesellschaft Signa für die eigenen Schwierigkeiten verantwortlich. So habe das erste Quartal des laufenden Geschäftsjahres 2023/2024 über dem Vorjahreswert gelegen. Die Insolvenzen der österreichischen Immobiliengesellschaft Signa schädigten die Tochtergesellschaft Galeria jedoch „massiv“. Durch hohe Mieten und teure Dienstleistungen seien die Entwicklungsmöglichkeiten des Warenhauskonzerns eingeschränkt, teilte Galeria mit.
In den vergangenen zwei Insolvenzen von Galeria wurden Dutzende Warenhäuser geschlossen, Tausende Beschäftigte verloren ihren Job, Gläubiger verzichteten auf Milliardensummen. Der Staat hatte Galeria aus dem Wirtschaftsstabilisierungsfonds (WSF) mit 680 Millionen Euro unterstützt. Galeria teilte mit, dass die Filialen sowie das Onlinegeschäft „in vollem Umfang“ fortgeführt würden. Im Interview erklären der Galeria-Chef Olivier van den Bossche und der neue Insolvenzverwalter Denkhaus, dass es gleichwohl durchaus zu weiteren Warenhausschließungen kommen kann.
Herr Van den Bossche, warum ist Galeria schon wieder insolvent?
Van den Bossche: Es gab im letzten Insolvenzverfahren die Zusage, dass Signa Galeria 200 Millionen Euro zur Verfügung stellt. Die erste Tranche in Höhe von 50 Millionen Euro war für kommenden Februar vorgesehen. Die Insolvenz der Signa-Holding am 29. November war für uns ein Alarmsignal, weil damit unwahrscheinlich wurde, dass das Geld fließt. Bis letzten Freitag haben wir uns noch alle Optionen offengehalten und noch Gespräche mit Signa und deren Insolvenzverwalter geführt. Aber wir haben keine Bestätigung bekommen, dass die 50 Millionen Euro kommen. Dadurch ergab sich trotz guter Umsätze im ersten Quartal eine negative Fortführungsprognose.
Negative Fortführungsprognose hört sich aber eher nach Abwicklung als nach Aufbruch an.
Denkhaus: Im Gegenteil. Wir sehen in dem heute begonnen Verfahren einen Befreiungsschlag. Die negative Fortführungsprognose ist ein juristischer Begriff, der nicht besagt, wie die Chancen für ein Unternehmen in der Zukunft aussehen. Es geht uns darum, durch das Verfahren die Rahmenbedingungen so zu verbessern, dass das Unternehmen wieder erfolgreich sein kann.
Wie genau soll das passieren?
Denkhaus: Wir streben nicht nur die Sanierung, sondern auch einen Gesellschafterwechsel an, der Galeria Karstadt Kaufhof nach vorne bringt. In einem Insolvenzverfahren ist es möglich, die Anteile über einen Insolvenzplan mit Beschluss der Gläubigerversammlung an einen Investor zu übertragen. Dafür wird es einen strukturierten Investorenprozess geben.