Herr Balz, der EZB-Rat hat den Start der Vorbereitungsphase für den digitalen Euro beschlossen. Was bedeutet das?
Die zweijährige Untersuchungsphase der Europäischen Zentralbank und der nationalen Zentralbanken im Euroraum zum digitalen Euro ist erfolgreich abgeschlossen. Jetzt beginnt eine neue Etappe. Von nun an steht im Mittelpunkt: Wie soll dieser digitale Euro aussehen – und was für ein Regelwerk brauchen wir?
Ist dieser Beschluss eine Zäsur – ist die Entscheidung für den digitalen Euro damit unumkehrbar geworden?
Nein, es ist aus meiner Sicht ein weiterer Schritt in einem großen Vorhaben. Der EZB-Rat hat jetzt noch nicht über die Einführung des digitalen Euro entschieden. Das ist erst möglich, wenn die Gesetzgeber in Brüssel, also der Europäische Rat und das Europäische Parlament, einen rechtlichen Rahmen vorgegeben haben.
Was ändert sich jetzt mit dieser Entscheidung für die praktische Arbeit an der geplanten neuen Digitalwährung?
Es gibt einen neuen Schub. Viele wichtige Details sind noch offen, vor allem in Bezug auf die technischen Themen und das rechtliche Rahmenwerk. Außerdem muss geklärt werden: Wie wollen wir über das Projekt informieren? Das ist ein sehr wichtiger Teil des Vorhabens. Als das Euro-Bargeld vor mehr als 20 Jahren eingeführt wurde, gab es auch eine groß angelegte Kommunikationsinitiative der EZB und der nationalen Notenbanken. Zudem müssen wir uns in Studien noch genauer mit möglichen Risiken befassen. Zum Beispiel mit der Frage, wie wir konkret sicherstellen können, dass der Umtausch von Bankguthaben in digitale Euro die Finanzstabilität nicht beeinträchtigt. Diskutiert wird über Haltelimits, also Obergrenzen für Guthaben in digitalen Euro. EZB-Direktoriumsmitglied Fabio Panetta hat dafür als Beispiel eine Obergrenze von 3000 Euro genannt. Da ist aber noch nichts entschieden.
Wie können sich die Bürger den digitalen Euro denn konkret vorstellen? Verraten Sie uns ein paar Details.
So, wie es im Moment aussieht, wird es eine Wallet geben, also ein digitales Portemonnaie. Das ist eine App auf dem Smartphone, in der die Bürgerinnen und Bürger ihre digitalen Euro aufbewahren können. Mit der Wallet kann man online oder kleine Beträge auch offline bezahlen. Dies könnte beispielsweise über die NFC-Technik, wie bei der kontaktlosen Kartenzahlung, passieren. Das ginge auch direkt von Smartphone zu Smartphone. Für Menschen ohne Smartphone dürfte es eine Alternative geben, beispielsweise eine Chipkarte.
Ab wann werden wir mit der neuen Währung bezahlen können? Bis Januar 2026, wie ursprünglich mal von EZB-Präsidentin Christine Lagarde angedeutet, wird das noch nichts werden, oder?
Nein. Nun sind zunächst einmal die Gesetzgeber in Brüssel am Zug. Das Europäische Parlament und der Europäische Rat müssen über die Einführung des digitalen Euro entscheiden. Zum Teil sind wohl auch Entscheidungen der nationalen Parlamente erforderlich. Realistisch ist aus heutiger Sicht, dass es noch ein paar Jahre braucht, bevor wir mit dem digitalen Euro zahlen können
Warum dauert das so lange?