Wie kaum eine andere Textilfirma hat es das dänische Label Tekla geschafft, Bettwäsche und Pyjamas begehrlich zu machen und auf die Agenda der Modewelt zu setzen. Gelungen ist ihnen das mit einer reduzierten, skandinavischen Farbpalette, einer klaren Bildsprache, die Architekten wie John Pawson, Donald Judd, Le Corbusier und die Künstlerin Agnes Martin als Vorbilder nennt – und mit prominenten Fans wie Harry Styles oder Alexa Chung. Und dann machte das Unternehmen von Charlie Hedin, Ex-Kommunikationsdirektor bei Acne Studios, zuletzt noch mit einer gemeinsamen Kollektion mit dem französischen Designstar Jacquemus auf sich aufmerksam. Nun legt Tekla mit einer weiteren Kollaboration nach und lanciert Sandalen und Pyjamas zusammen mit Birkenstock.
Die limitierte Kollektion ist seit dem 12. Oktober erhältlich. Birkenstock macht derzeit vor allem mit seinem für Oktober geplanten Börsengang in den USA Schlagzeilen. Seit Februar 2021 gehört das Familienunternehmen mehrheitlich der amerikanisch-französische Beteiligungsgesellschaft L Catterton, hinter der unter anderem der französische Luxusgüterkonzern LVMH und dessen Hauptaktionär Bernard Arnault stehen. Ein Beweis dafür, was für ein Schwergewicht die deutsche Traditionsmarke längst ist. Birkenstock setzte letztes Jahr 1,24 Milliarden Euro um, davon 187 Millionen Euro Gewinn. Über 5500 Mitarbeitende hat das Unternehmen, das bis heute in Deutschland produziert. Da wirkt Tekla mit seinen 45 Angestellten wie ein Fliegengewicht. Man arbeite an einer Hand voll Kollektionen pro Jahr, die sich, so das Unternehmen, in drei Kategorien einteilen lassen: Kernsortiment, saisonale Produkte und Kooperationen. Das reicht.
Den gemeinsamen Nenner habe man dennoch schnell entdeckt. „Komfort ist für Tekla von zentraler Bedeutung,“ sagt Christoffer Lundman, Kreativleitung bei Tekla. Das passe zu Birkenstock. Übrigens ist die Kollaboration mit anderen Marken weder für die Textilfirma, noch für den Schuhhersteller neu. Tekla kooperierte mit John Pawson, Jacquemus und Stüssy; die Liste bei Birkenstock ist länger: Rick Owens, Fear of God, Manolo Blahnik, Proenza Schouler oder Jil Sander stehen darauf. „Wir sehen in der Mode viele Kollaborationen“, sagt der zwischen Stockholm und Kopenhagen pendelnde Designer im Videocall. „Man weiß aber sofort, welche sich echt anfühlt und welche nicht. Mit Birkenstock war es ein perfektes Match.“
Wie entstehen solche Kooperationen?
Doch wie kommen solche Kooperationen eigentlich zustande? Entstehen sie über offizielle Anfragen oder private Verbindungen? „In diesem Fall wurde die Zusammenarbeit durch unser Büro 1774 in Paris initiiert,“ sagt Klaus Baumann, Managing Director bei Birkenstock 1774 – der Zahlenzusatz steht für das Innovationsbüro des Schuhherstellers. Man habe schnell die Synergien bei einem Treffen mit Tekla-Gründer Charly Hedin erkannt. „Unsere Teams haben daraufhin Gespräche geführt, um die Möglichkeiten einer Zusammenarbeit auszuloten – und das Projekt in Angriff genommen.“
Nun ist Tekla bereits eine etablierte Marke und längst kein Newcomer mehr. Es wäre also übertrieben, es einen Ritterschlag zu nennen, wenn Birkenstock mit ihnen kooperiert – aber es ist ein Stempel; eine Bestätigung, dass man damit rechne, dass das dänische Unternehmen auch langfristig in der Branche mitspielen wird. „Wir machen keine Mode. Ich denke, das spricht die Leute an. Wir müssen keinen Trends folgen. Wir produzieren Dinge, die wir selbst gerne in unserem Leben hätten,“ so Lundman. Und führt fort: „Birkenstock ist eine Marke mit einem Produkt, das quasi über der Mode steht. Es ist eine Ikone. Birkenstock ist der Archetyp der Sandale.“
Vielleicht haben beide Marken sich in ihrer Kollaboration daher in Reduktion geübt und sich vor allem auf Form und Farbe konzentriert. Die Modelle „Nagoya“ und „Uji“ wurden in vier Tekla-Farben getaucht, die Sandalriemen lediglich am überlappenden Verschluss der Schuhe verlängert. In Schiefergrau, Lavendel und Strohgelb gibt es die passende Unisex-Homewear Kollektion, die aus einem Kaftan, Hemd, Shorts und Pyjamahosen besteht. Die Übung in Reduktion ist erwähnenswert, weil es bei Kooperationen oft darum geht, mehr Aufmerksamkeit zu generieren. Das erfolgreichste Birkenstock-Modell, die 1973 eingeführte Sandale „Arizona“ hat man für diese Kooperation vernachlässigt, allerdings haben sich an ihr in der Vergangenheit auch schon (mit großen Erfolg) Rick Owens oder Proenza Schouler abgearbeitet.
Es ist nicht unüblich, dass limitierte Kollektionen den Preis eines Produkts nach oben treiben. So kostet die „Nagoya“-Pantoffel etwa 450 Euro. Immerhin: Die Sandale, die mit Dior lanciert wurde, wird für ungefähr das Doppelte verkauft. Auf die Frage, ob Kollaborationen den Verkauf steigern oder aufs Branding einer Marke zielen, antwortet Baumann mit – zugegeben – erwartbarem Marketingsprech. „Unsere Kooperationen gehen weit über rein kommerzielle Interessen hinaus“, sagt er. „Der wahre Wert einer Zusammenarbeit liegt in der Fülle des gewonnenen Wissens und in der Aussicht, etwas wirklich Einzigartiges zu schaffen.“