Dass sich der Vorstandsvorsitzende der Deutschen Bahn, Richard Lutz, in dem Motto „Nur Mut für 2024“ wiederfindet, muss nicht verwundern. Ihm bleibt nichts anderes übrig. Der Staatskonzern ist in einem miserablen Zustand, die Pünktlichkeitsquote im Fernverkehr lag im November bei rekordniedrigen 52 Prozent, und kommende Woche legt wohl auch noch die Lokführergewerkschaft GDL den Schienenverkehr in Deutschland lahm. Da kann man als Chef nur noch sagen: „Mut heißt für mich: Tun, was notwendig und richtig ist – auch wenn das Kraft und Überwindung kostet.“ Denn 2024 soll die Wende bringen. „Die Infrastruktur ist zu alt, zu kaputt und zu voll.“ Die Kunden müssen es ausbaden.
Nun gehe die DB die Sanierung des maroden Schienennetzes „grundlegend neu“ an – mit Großbaustellen, wie es sie in dieser Dimension noch nie gab. Begonnen wird nach dem Finale der Fußball-EM im Juli. Das heißt: Vollsperrung auf der Riedbahn, der Strecke zwischen Frankfurt und Mannheim, einer der verkehrsreichsten Verbindungen im deutschen Netz, und zwar bis Weihnachten. „In nur fünf Monaten“, so Lutz, mache man aus einem notorisch störanfälligen Abschnitt ein Stück Infrastruktur, das dem Standard einer Neubaustrecke entspreche.
Schwarzmalerei führt nicht weiter
Es sei der Startschuss für das größte Sanierungs- und Modernisierungsprogramm in der Geschichte der Bahn, soll bis 2030 laufen und Jahr für Jahr Baustellen in ähnlicher Größenordnung wie 2024 bringen. Nur so lasse sich die „Abwärtsspirale“ umkehren, sagt Lutz, gibt aber zu: „Ohne Einschränkungen wird es dabei nicht gehen.“ Zumindest verspricht er eine „verlässliche Information der Reisenden über alle Kanäle hinweg“. Das wäre mehr als notwendig, um die Nerven der Kundschaft zu schonen. Denn auch sie brauchen 2024 viel Mut – Mut, in einen Zug zu steigen.
Für Daimler-Chef Ola Källenius ist das große Thema nicht Zuverlässigkeit oder Pünktlichkeit, sondern die Wende Richtung Elektromobilität. Aber auch er ist nicht in Stimmung für düstere Szenarien. Von den jüngsten Dämpfern bei den Zulassungszahlen für Elektroautos will er sich nicht die Stimmung verderben lassen. „Natürlich kommt der Wandel nicht über Nacht, vermutlich braucht er sogar länger als gedacht“, sagt er.
„Aber wir nutzen diese Phase des Aufbruchs auch, um grundsätzlich zu hinterfragen, was wir tun und wie wir es tun. Wir können jetzt Strukturen und Abläufe, die uns bremsen, neu organisieren und damit weiter Fahrt aufnehmen.“ Auf Deutschlands Autobranche dürfe man nicht so voller Pessimismus blicken wie zuletzt: „Die deutsche Automobilindustrie ist sehr leistungs-, wettbewerbs- und zukunftsfähig.“ Schwarzmalerei führe nicht weiter. „Wir sollten diese Transformation als riesige Chance begreifen.“ Für sein Unternehmen gelte: „Wir freuen uns auf 2024.“