Carola aus Chile wirft eine Münze in den Brunnen mit dem Wunsch, Liebe zu finden.
Bild: Guglielmo Mangiapane/Reuters
Aberglaube oder nicht? Viele Touristen werfen Münzen in den römischen Trevi-Brunnen. Dass aus all den Glücksbringern auch Gutes entsteht, zeigt die Fotoreportage des italienischen Fotografen Guglielmo Mangiapane.
Viele der Wünsche sind dieselben. Liebe, Gesundheit oder auch der einfache Wunsch, wieder einmal in die ewige Stadt Rom zu kommen. Seit Hunderten von Jahren pilgern die Touristen an den berühmten Trevi-Brunnen vor dem Palazzo Poli, um dort, dem Ritual des Münzwurfs in den Brunnen folgend, Wünsche zu äußern. Viele wissen dabei nicht, dass sie mit ihren Münzen auch praktische Hilfe in der italienischen Hauptstadt leisten.
Heute, wo sich die Münzen im Brunnen schon nach wenigen Tagen häufen, fischen Mitarbeiter der Stadtwerke Roms die Münzen aus dem Wasser, um sie dann der katholischen Einrichtung der Caritas zu übergeben. Sie unterstützen mit den Eimern voller Geld eine Tafel für Lebensmittel, Suppenküchen und weitere soziale Projekte in der Stadt. Im Jahr 2022 hat die Caritas so 1,4 Millionen Euro aus dem Brunnen gesammelt. Für 2023 ist die Prognose sogar noch höher. Rom gehört zu den meistbesuchten Städten weltweit und kommt so auf etwa 21 Millionen Touristen jährlich.
Mit langen Besen und Schläuchen gleicht das Sammeln der Münzen in dem barocken Brunnen einem Spektakel. Bei der Caritas werden die Münzen mit herkömmlichen Föhnen getrocknet, anschließend sortiert und gezählt. Am Brunnen weisen Schilder darauf hin, dass die Münzen zu wohltätigen Zwecken verwendet werden.
Tag und Nacht posieren Menschen am Brunnen für Fotos. Die Legende besagt, wenn man eine Münze mit der rechten Hand über die linke Schulter in den Brunnen wirft, wird man nach Rom zurückkehren. Dazu äußern die Menschen noch ihre persönlichen Wünsche.
Corla aus Chile wünscht sich mit ihrem Münzwurf auch eine Rückkehr nach Rom, aber sie will auch ihre Liebe finden, wie sie sagt.
Der Trevi-Brunnen wurde 1762 am Fuße des Palazzo Poli im Zentrum Roms fertiggestellt. Ihn säumen Statuen der Meeresgötter Triton und Oceanus als Sinnbild für die Zähmung des Wassers. Hier hatte Federico Fellini eine der berühmtesten Filmszenen aus dem Film „La dolce vita“ gedreht. Anita Ekberg watet durch den Brunnen und bezirzt Marcello Mastroianni, ihm doch Gesellschaft zu leisten. Heute steht es unter Strafe, ins Wasser des Brunnens zu gehen.
Zweimal die Woche werden die Münzen aus dem Brunnen gesammelt. Zweimal im Monat wird der Brunnen dann auch gereinigt. Beides muss so schnell wie möglich gehen, um die Ausfallzeit gering zu halten. Die Arbeiter finden nicht nur Münzen im Trevi-Brunnen. Auch Schmuck, religiöse Symbole und selbst Prothesen werden aus dem Brunnen gefischt.
Unweit des römischen Hauptbahnhofes findet sich das sogenannte Emporium. Ein von der Caritas betriebener Supermarkt. Hier landet ein Großteil der Gelder aus dem Brunnen, um den Anwohnern, die auf Hilfe angewiesen sind, günstige Lebensmittel zur Verfügung zu stellen.