Es geht bergab mit der deutschen Wirtschaft? Kann ja sein. Für den Ballungsraum Frankfurt jedenfalls stimmt das nicht. Jahrelang wurde der Empfang der Region während des Weltwirtschaftsforums im schweizerischen Davos im Kellergeschoss des Grandhotels Belvedere ausgerichtet. Doch 2024 ging es für den Wirtschaftsraum bergauf: Seitdem präsentiert sich Rhein-Main ein Stockwerk höher, im Erdgeschoss, wenige Meter vom Eingang in das Luxushotel entfernt. So ist es auch in diesem Jahr. Nicht schlecht. Denn der Unterschied ist größer, als es scheint: In der Lounge West des noblen Hotels zu ebener Erde fällt die Region weitaus mehr auf als unten im Keller.
Und so ist Eric Menges, Geschäftsführer des regionalen Standortmarketings, optimistisch, dass auch viele bekannte Politiker und Wirtschaftslenker wieder einbiegen in den zweistündigen Empfang am Mittwoch nächster Woche um 19.30 Uhr mit dem offiziellen Titel „Frankfurt Rhein Main – The Reception 2025“. Mehr als 100 Zusagen hat er schon, doch erfahrungsgemäß kommen viele Teilnehmer des Weltwirtschaftsforums auch spontan vorbei.
„Speeddating“ für den Wirtschaftsstandort
Gründe für einen Besuch gibt es genug. Menges hat abermals eine anspruchsvolle Rednerliste organisiert. Nach der offiziellen Begrüßung durch den Frankfurter Oberbürgermeister Mike Josef (SPD) in seiner Funktion als Aufsichtsratsvorsitzender des Standortmarketings werden an einer Gesprächsrunde Bundesfinanzminister Jörg Kukies (SPD), Bundesbankpräsident Joachim Nagel, Souad Benkredda aus dem Vorstand der DZ Bank und Fresenius-Chef Michael Sen teilnehmen. Es soll gar nicht um ein spezielles Rhein-Main-Thema gehen, sondern um die Perspektiven des öffentlichen und des privaten Sektors in einer sich ändernden Welt. Aber natürlich präsentiert sich mit den hochrangigen Teilnehmern die Wirtschaftsregion am Main in einer gewissen Breite. Als Unterstützer des vom Standortmarketing ausgerichteten Abends zeichnen neben der Stadt Frankfurt und dem Verein Frankfurt Main Finance auch die DZ Bank und erstmals die F.A.Z. – auch darin spiegelt sich die Bandbreite des Raums.
Rhein-Main ist nach wie vor die einzige Region, die sich beim Weltwirtschaftsforum mit einem derartigen Aufwand präsentiert. Die Veranstaltung habe sich in den vergangenen Jahren zu einem hochklassigen Empfang entwickelt, sagt Menges. Eigentlich arbeite das Standortmarketing – der offizielle Name lautet Frankfurt Rhein-Main GmbH – International Marketing of the Region – durch die direkte Ansprache von Unternehmen. Bei dieser Gelegenheit sei es einmal anders. Doch in Davos seien eben die Entscheider, es sei Werbung ohne Streuverluste. Bisweilen beginne man mit jemandem ein Gespräch, das dann im Laufe des Jahres fortgesetzt werde. Zwei Stunden im Hotel seien schließlich nicht viel: „Das ist schon Speeddating, keine Frage.“
Über die Jahre hinweg hochkarätige Entscheider vertreten
Begonnen hat die Geschichte von „Frankfurt meets Davos“ im Jahr 2009, als die von Nader Maleki geführte Maleki Group zu einem Empfang ins Steigenberger Hotel einlud. Schon hatten sich mit Jean-Claude Trichet, Axel Weber und Reto Francioni sowie Boris Rhein hochrangige Gäste angesagt. In späteren Jahren waren Josef Ackermann und Petra Roth dabei. Im vergangenen Jahr waren unter anderen die Präsidentin der Europäischen Zentralbank, Christine Lagarde, aber auch Deutsche-Bank-Chef Christian Sewing zu Gast.
Die abendliche Veranstaltung im Belvedere ist nicht die einzige, mit der während des Weltwirtschaftsforums auf Frankfurt hingewiesen wird; schon für Mittwochmittag lädt die DFV-Eurofinance Group zu einem Empfang auf den Weißfluhgipfel ein. Auch dort wird man, sofern das Wetter mitspielt, bei spektakulärer Aussicht über die Perspektiven des Ballungsraums sprechen.
Das Weltwirtschaftsforum in Davos dauert von Montag bis Freitag nächster Woche, erwartet werden Entscheider aus mehr als 100 Ländern. Das Motto in diesem Jahr lautet „Zusammenarbeit für das intelligente Zeitalter“.