Teile der Belegschaft der Frankfurter Rundschau haben in einem Brief an die Geschäftsführung der Zeitungsholding Hessen, zu dem das Medium gehört, ihre Sorge um die Zukunft der Rundschau zum Ausdruck gebracht und dabei die Rückkehr in den Tarifvertrag gefordert. In dem Schreiben, das der F.A.Z. vorliegt, übt der Aktivenausschuss der Belegschaft Kritik an „der ungerechten Bezahlung, dem kontinuierlichen Stellenabbau sowie der verbreiteten Überbelastung“ und äußert Sorge um die Zukunft der Zeitung. Der Aktivenausschuss ist ein Gremium der Belegschaft, das die Tarifverhandlungen begleitet. Die Zeitungsholding Hessen gehört zur Münchner Ippen-Gruppe.
In der ersten Verhandlungsrunde hat die Geschäftsführung des Verlags dem Schreiben zufolge kein Angebot vorgelegt. Nun wolle man den Druck vor dem zweiten Verhandlungstermin am 22. August erhöhen, heißt es.
Bezahlung entspricht „teilweise nicht mal dem Mindestlohn“
Dem Brief zufolge herrscht bei der Bezahlung der Mitarbeiter „große Ungerechtigkeit“. So verdienten zahlreiche Kollegen „so wenig, dass die Lebenshaltungskosten im Rhein-Main-Gebiet für sie nicht mehr zu stemmen sind“. Volontäre bekämen für ihre Arbeit „teilweise nicht einmal den Mindestlohn“. Und selbst Kollegen mit besseren Verträgen müssten „seit Jahren enorme Reallohnverluste“ in Kauf nehmen.
Gleichzeitig sei die Zahl der Beschäftigten gesunken. Mit großem Bedauern habe man in den vergangenen Jahren Talente und langjährige Redakteure die Rundschau verlassen sehen, „weil sie die Arbeitsbedingungen nicht mehr ertragen konnten“. Offene Stellen würden oft nicht nachbesetzt, die Arbeitsbelastung für die verbliebenen Beschäftigten steige immer weiter an.
Der Ippen-Konzern, zu dem zahlreiche Titel gehören, rühme sich für sein großes Netzwerk an Redaktionen und Verlagen und nutze dabei Synergien vornehmlich, um Personal einzusparen. Statt die Vielfalt in der Presselandschaft zu erhalten, werde sie so schleichend abgebaut, würden Inhalte vervielfältigt und dadurch journalistische Perspektiven und Meinungen zentralisiert. Zudem werde „die digitale Zukunft unserer Qualitätsprodukte verspielt“ und würden Redaktionen gegeneinander ausgespielt.
Im Zuge der Tarifverhandlungen bei der Rundschau erklären sich die Mitarbeiter dem Brief zufolge solidarisch mit allen anderen Ippen-Beschäftigten und auch mit den Mitarbeitern der Druckerei in Mörfelden-Walldorf, die 2024 abgewickelt werden soll, weshalb 160 Männer und Frauen dort vor der Arbeitslosigkeit stünden.