Die Synagoge im Frankfurter Westend: Wie hier wurde überall in Deutschland der Schutz jüdischen Lebens nach den Angriffen der Hamas auf Israel verstärkt.
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Jüdinnen und Juden in Deutschland fühlten sich sicher. Aber der Hass, der sich am 7. Oktober Bahn gebrochen hat, zeigt, dass Antisemitismus nicht mehr nur mit Reden bekämpft werden kann. Ein Gastbeitrag.
Vor 85 Jahren fand in Deutschland „das Pogrom der Pogrome“ statt. Während der Reichspogromnacht brannten im ganzen Land Synagogen, jüdische Geschäfte wurden zerstört und Tausende Jüdinnen und Juden misshandelt, ermordet oder in Konzentrationslager verschleppt. An diesem Tag wurde der Weg in die Schoa endgültig geebnet. 85 Jahre später fragt sich die junge jüdische Generation in Deutschland erneut, ob es in diesem Land noch eine Zukunft für sie gibt.
Das Pogrom ist eine jüdische Erfahrung, die über geographische und zeitliche Grenzen hinausreicht. Diese Erfahrung gehörte sowohl im Alten Ägypten, im mittelalterlichen Europa als auch im Russland des 19. Jahrhunderts zur Lebensrealität von Jüdinnen und Juden. Es gibt wohl kein Land, dessen Geschichte ohne Gewalt an Jüdinnen und Juden auskommt. Vor diesem Hintergrund ist es kein Wunder, dass die Angst vor Pogromen von einer jüdischen Generation zur nächsten weitergegeben wurde. Während andere Häuser und Autos erbten, bekamen wir das Wissen in die Wiege gelegt, dass unsere Sicherheit nie selbstverständlich sein wird. Umso unerträglicher ist es für junge Jüdinnen und Juden, das Weltgeschehen seit dem 7. Oktober zu beobachten.