Einer der Kandidaten fürs amerikanische Präsidentenamt ist alt, verspricht sich häufig und vergisst manche Dinge. Der andere Kandidat ist alt, in mehreren Gerichtsverfahren der Angeklagte, hat Unruhen angestachelt und will am liebsten Diktator werden. Versionen dieser Gegenüberstellung von Joe Biden und Donald Trump machen seit ein paar Tagen im Internet die Runde. Die Kritik richtet sich an den Umgang vieler Medien mit Bidens Alter. Nachdem der Bericht des Sonderermittlers Robert Hur lückenhafte Erinnerungen von Biden beschrieben hatte, gab es unzählige Artikel über die geistige Fitness des Präsidenten. Statt sich auf Trumps Verfehlungen und seine Pläne für eine mögliche zweite Amtszeit zu konzentrieren, hätten Journalisten sich regelrecht auf Bidens Alter eingeschossen, sagen Kritiker – so wie im Wahlkampf 2016 auf Hillary Clintons E-Mails auf dem Privat-Server. Besonders die „New York Times“ zog damals und zieht heute viel Unmut auf sich. Autorin Rebecca Solnit etwa verkündete auf X, sie habe ihr „Times“-Abo storniert.
Sie wolle eine Zeitung nicht länger unterstützen, die „ins Schwärmen gerät über einen Clown, der ein Diktator sein will“, so Solnit. In einem „Times“-Artikel von Rebecca Davis O’Brien hatte es geheißen, dass Trump der Zahn der Zeit wohl nicht so zu schaffen mache wie Biden. „Er ist schwer und groß, und er nutzt seine Körperlichkeit, um vor der Masse Stärke zu demonstrieren“, schrieb die Autorin. Dass Trump stundenlang auf der Bühne durchhalte, tanze und Reden schwinge, spreche für seine Ausdauer. Solnit schrieb, dass gleichzeitig mit solchen schmeichelhaften Texten auf Bidens Alter herumgehackt werde. Dabei stehe die Demokratie auf dem Spiel. Sie werde die Kochrezepte in der „Times“ von nun an vermissen.