Kann die Arbeit sogar helfen?
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Immer mehr Menschen, die noch mitten im Arbeitsleben stecken, erhalten eine Demenz-Diagnose. Was geht dann noch in Sachen Beruf – und kann die Arbeit sogar helfen?
Wer sich mit Lieselotte Klotz unterhält, würde nicht vermuten, dass sie seit sechs Jahren eine Demenz hat. Sie redet quirlig und schnell, wirft mit Fachbegriffen um sich, antwortet gezielt auf Fragen und verwickelt einen in Diskussionen. Sie ist 64 Jahre alt und war mehr als zwanzig Jahre lang Geschäftsführerin in Firmen mit Hunderten von Mitarbeitern. Nach der Diagnose „Lewy-Körperchen-Demenz“ im November 2017 kündigte ihr Arbeitgeber ihr einen Monat später ohne jegliches Gespräch. „Die Diagnose war furchtbar genug“, sagt Klotz. „Aber dass ich entlassen wurde, war die Demontage meines Selbstbildes. Ich war erfolgreiche Geschäftsfrau, verdiente 200.000 Euro im Jahr, hatte einen Geschäftswagen, ernährte meine Familie. Und plötzlich war ich ein Nichts.“ Heute arbeitet sie ehrenamtlich. „Die Diagnose bedeutet noch lange nicht, dass man uns aus dem Berufsleben ausrangieren darf“, sagt Klotz (siehe Interview unten).
In Deutschland leben fast 1,8 Millionen Menschen mit einer Demenz, davon sind 47.300 zwischen 40 und 60 Jahre alt und 55.500 zwischen 60 und 64 Jahre – also mitten im Berufsleben oder in den letzten Jahren. Was für Symptome die Demenz verursacht, wie sehr sie im Alltag einschränkt und wie rasch sie voranschreitet, ist individuell unterschiedlich und hängt zu einem großen Teil von der Ursache ab.