Wider den Anschein demonstrierten Boris Johnson und Angela Merkel 2021 Abkehr von der Ellbogenmentalität im britisch-deutschen Verhältnis, und das auch noch auf dem Landsitz Chequers, wo Margaret Thatcher 21 Jahre zuvor
Bild: dpa
Von „Krauts“, „Hunnen“ und einem „Blitzkrieg“ spricht keiner mehr: Die britische Wahrnehmung dessen, was deutsch ist, hat sich gewandelt. Ein Erfahrungsbericht.
Dies ist eine Gelegenheit, etwas auszusprechen, was mich schon lange irritiert. Ich zucke jedes Mal zusammen, wenn Preisempfänger in ihren Dankesreden mit gefühlsbetonter Stimme Demut angesichts der Ehre zu bekunden pflegen, die ihnen erwiesen worden ist. Die falsche Bescheidenheit von „humble“ lässt mich erschaudern wie quietschende Kreide auf einer Tafel. Ich hoffe, Sie werden mich nicht für unbescheiden halten, wenn ich gestehe, jetzt nicht Demut zu empfinden, sondern enorme Freude und Dankbarkeit. Die Freude ist umso größer, da diese Ehrung am Anfang meiner letzten Woche als Londoner Kulturkorrespondentin steht. Sie bildet somit einen überaus beglückenden Abschluss zu fast vierzig oft bewegten Jahren. Schöner kann man sich den Abgang nicht wünschen.
Die primäre Aufgabe eines Auslandskorrespondenten ist es, zu versuchen, das Land, aus dem er berichtet, so facettenreich wie möglich zu vermitteln. Ich bin oft gefragt worden, wie ich die Themen auswähle, die im Blatt erscheinen. Leider ist es viel zu oft so, dass Aktualität die Themen bestimmt. Der britische Premierminister Harold Macmillan soll auf die Frage nach der größten Herausforderung an einen Politiker, geantwortet haben: „Events, dear boy, events.“