Ausgezeichnet: Der iranische Filmproduzent Sina Ataeian Dena mit dem Goldenen Leoparden auf der Piazza Grande in Locarno
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Das Filmfestival von Locarno zeigte in diesem Jahr einen vielfältigen, inhaltlich aber unentschlossenen Wettbewerb, aus dem einige Filme herausragten.
Der Spielfilm „Mantagheye Bohrani“ („Critical Zone“) des iranischen Regisseurs Ali Ahmadzadeh über den Alltag eines Drogendealers in Teheran hat den Goldenen Leoparden des 76. Internationalen Filmfestivals Locarno gewonnen. Ali Ahmadzadeh war von den iranischen Behörden aufgefordert worden, seinen Film nicht in Locarno zu zeigen, und durfte nicht zum Festival reisen. Die Auszeichnung nahm sein Produzent Sina Ataeian Dena entgegen, sie ist zugleich künstlerische Anerkennung und ein Zeichen der Solidarität mit den Filmemachern in Iran. Damit ging ein auffallend vielfältiger oder – wenn man es negativ ausdrücken will – unausgeglichener Wettbewerb zu Ende, den Giona A. Nazzarro, künstlerischer Leiter des Filmfestivals, in diesem Jahr zusammengestellt hatte.
Da konkurrierten schwarz-weiße gegen bunte, lange gegen kurze, enttäuschende gegen meisterliche Filme. Mal standen Frauen im Mittelpunkt, mal Männer, mal ging es um Gewalt, mal um Trauer und Verlust. Ein roter Faden ließ sich nicht ausmachen. Fast hatte man den Eindruck, Nazzarro wolle die Erwartungen des Zuschauers, sich an Querverstrebungen und Gemeinsamkeiten festzuhalten, unterlaufen.