Ein nach der Eroberung der ukrainischen Hafenstadt Mariupol durch russische Truppen nach Russland gebrachter ukrainischer Waisenjunge ist nach Angaben aus Kiew und Moskau in seine Heimat zurückgekehrt. „Am 19. November, seinem Geburtstag, ist Bogdan in die Ukraine zurückgekehrt“, erklärte der Menschenrechtskommissar des ukrainischen Parlaments, Dmytro Lubinets, am Sonntag im Onlinedienst Telegram. Er veröffentlichte mehrere Fotos des 18-jährigen Bogdan Jermochin und unterstrich die Rolle des Golfstaates Qatar und der UNICEF bei der Heimkehr des Jugendlichen.
„Es war ein dorniger Weg. Bogdan hat während seiner Zeit in Russland viel erlebt, aber trotz allem wollte er nach Hause! Heute ist sein Wunsch in Erfüllung gegangen“, erklärte Lubinets weiter. Der Stabschef des ukrainischen Präsidialamtes, Andrij Jermak, gab an, der Jugendliche sei bereits in der Ukraine. Die russische Kinderrechtsbeauftragte Maria Lwowa-Belowa bestätigte bei Telegram die Rückkehr Jermochins.
Jermochin lebte vor dem Beginn des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine im Februar 2022 in Mariupol, wo er Medienberichten zufolge einer Ausbildung in der Metallindustrie nachging. Nach der Eroberung der Stadt durch russische Truppen wurde er mit einer Gruppe von Minderjährigen demnach zunächst in die russisch kontrollierte ukrainische Stadt Donezk und später in die Region Moskau gebracht.
Jermochin sei – wie viele Ukrainer in russisch besetzten Gebieten – von den russischen Behörden eingebürgert und bereits vom Militär zur Vorbereitung seiner Wehrdokumente aufgefordert worden. Im März habe er bereits einen Fluchtversuch unternommen, war jedoch von russischen Sicherheitskräften aufgehalten worden.
Der internationale Strafgerichtshof (IStGH) wirft Russland die Verschleppung von Tausenden Minderjährigen vor. Das in Den Haag ansässige Gericht hat daher Haftbefehl gegen den russischen Präsidenten Wladimir Putin sowie gegen Lwowa-Belowa erlassen. Moskau weist die Vorwürfe zurück. Die Ukraine geht von 20.000 ukrainischen Kindern aus, die nach Russland zwangsverschickt worden seien. Nur 400 sind zurückgekehrt.