Brain-Drain-Effekt bestätigt: Allein die Nähe zum Smartphone mindert Konzentration und Aufmerksamkeit
Smartphones beeinträchtigen die kognitive Leistungsfähigkeit, insbesondere die Aufmerksamkeit und Gedächtnisleistung, so eine Meta-Analyse der Universität Augsburg. Die Forscher fordern eine regulierte und begleitete Medienerziehung.
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Eine Meta-Analyse der Universität Augsburg unter der Leitung von Prof. Dr. Klaus Zierer hat den sogenannten „Brain-Drain-Effekt“ bestätigt, der erstmals 2017 von dem Wissenschaftler Adrian Ward beschrieben wurde. Dieser Effekt besagt, dass bereits die physische Präsenz eines Smartphones die Aufmerksamkeit und Gedächtnisleistung reduzieren kann.
Die Augsburger Forschergruppe verglich 22 internationale Studien zu diesem Thema und kam zu dem Schluss, dass der Effekt existiert, allerdings mit unterschiedlicher Intensität in verschiedenen Kontexten. So sind Gedächtnisleistungen und Aufmerksamkeit stärker betroffen als die Fähigkeit, einfache Leistungstests, wie Buchstabieren, zu absolvieren.
Zudem zeigte sich, dass die negativen Auswirkungen in Asien stärker ausgeprägt sind als in Nordamerika und Europa. Zierer führt dies auf zunehmende Abhängigkeitsmechanismen zurück und stellt fest: „Menschen, die bereits viel Zeit mit ihrem Smartphone verbringen, sind von der Abwesenheit des Smartphones mittlerweile sogar mehr gestresst als von der Anwesenheit.“
Smartphone-Studie sollte Eltern und Lehrer alarmieren
Die Forschungsergebnisse haben erhebliche Implikationen für die Bildung und Erziehung, insbesondere für Kinder und Jugendliche, die intensiv Smartphones nutzen. Die Forscher empfehlen eine regulierte, kontrollierte und begleitete Medienerziehung, die sowohl den Schutz vor unkontrollierter Nutzung als auch die Förderung von Selbstreflexion und Eigenverantwortung in den Vordergrund stellt.
Zierer betont die Notwendigkeit, schulische Konzepte zu entwickeln, die Jugendliche an eine maßvolle Nutzung von Smartphones heranführen und warnt: „Es wäre unverantwortlich, die naive Nutzung digitaler Medien unreflektiert in pädagogische Kontexte zu übertragen.“
Die Ergebnisse werfen auch ein Schlaglicht auf die exzessive Smartphone- und Tablet-Nutzung im Deutschen Bundestag, wo Bundestagspräsidentin Bärbel Bas bereits im Herbst 2022 eine „Handy-Enthaltsamkeit“ angemahnt hatte, um die Außenwirkung der Demokratie zu schützen.
cb